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Unterm Strich

The show must go o-ho-hon! Michael Naumann kommt vielleicht auch fürderhin nach Bayreuth, doch Empfänge des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber will er boykottieren. Als Begründung nannte er in der Nacht zum Montag in Bayreuth zum Beginn der Richard-Wagner-Festspiele Äußerungen Stoibers zu den beabsichtigten Kürzungen des Bundes beim Festspiel-Etat. Stoiber hatte bei einem Empfang nach der „Lohengrin“-Eröffnungspremiere geplante Kürzungen des Bundes unverantwortlich genannt. Bayern erfülle mit den Festspielen nicht nur bayerische, sondern auch nationale Aufgaben. Die Festspiele hätten darüber hinaus bis ins Ausland Wirkung. Naumann nannte die Äußerungen Stoibers skandalös vor dem Hintergrund der allgemeinen Sparzwänge des Bundes. Man müsse sehen, daß der Kulturetat bundesweit um mehr als sieben Prozent gekürzt werden müsse, während die Bayreuther Festspiele lediglich eine Kürzung in Höhe von einem Prozent hinnehmen müßten, sagte er „vor Journalisten“. Und dann gab er den Saubayern en passant Saures: Wenn auf Zuschüsse des Bundes für die Bundeshauptstadt Berlin hingewiesen werde, dann müsse er, Minister N., darauf verweisen, daß laut Einigungsvertrag nicht Bayreuth, sondern Berlin die Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands sei. Bayern sei im Grunde bloß ein Bundesland wie jedes andere. Die Enkelin des gegenwärtigen Festspielleiters Wolfgang Wagner, Nike Wagner, zu alldem trocken: Jeder Theaterleiter müsse grundsätzlich flexibel sein. Sie könne sich zum Beispiel vorstellen, daß einzelne Inszenierungen der Bayreuther Festspiele von privaten Sponsoren gefördert werden, sagte sie der dpa beim Empfang zur Eröffnung der Festspiele. Die Bayreuther Eintrittspreise seien gegenwärtig „wunderbar niedrig“. Da auch alle anderen Theater von drastischen Kürzungen betroffen und einzelne Einrichtungen sogar von der Schließung bedroht seien, sei es nicht verwunderlich, daß auch Bayreuth nicht verschont werde.

Und dann hat Berlin auch noch immer mehr Fernkompetenz! dpa weist auf eine ausgeprägte Internationalisierung der Wissenschaft als Standortvorteil hin. Dies alles sei ein „Markenzeichen“ der Berliner Wissenschaft, die mit über 16.000 Studie-

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