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Zwei Pfennig pro Minute

Telefonieren in Hamburg wird billiger: HEW-Tochter Hanse Net steigt bei Ortsgesprächen ein. Zunächst profitiert nur die City  ■ Von Peter Ahrens

Das Ortsgespräch war bislang die letzte Monopol-Bastion, auf die sich die Telekom zurückziehen konnte. Doch das war einmal. Auch hier wildert jetzt die Konkurrenz – ab Herbst auch die Hamburger Firma Hanse Net, eine Tochter der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW). Erheblich billiger soll das Telefonieren in der Stadt für die eigenen KundInnen dann werden, verkündete das Unternehmen gestern. Der Haken an der Sache: Zunächst werden davon nur die profitieren, die in der Innenstadt leben. Wer draußen wohnt, muß warten. Ab Oktober schließt Hanse Net als städtischer Anbieter zunächst die Bereiche Börse, Rothenbaum und Dammtor an. Dann kommen St. Pauli und Uhlenhorst an die Reihe, danach Hamm und St. Georg.

Das Angebot klingt auf den ersten Blick attraktiv: ISDN-Anschlüsse sind für 40 Mark im Monat zu haben, Ortsgespräche für höchstens sechs Pfennig in der Minute, abends für drei Pfennig. Und wenn zwei Hanse-Net-Kunden miteinander telefonieren, dann kostet das Gespräch nur noch vier, beziehungsweise abends zwei Pfennig. Zum Vergleich: Die Telekom kassiert zur Zeit zwischen fünf und zehn Pfennig für Ortsgespräche, je nachdem, wann man spricht.

Bis das Hanse Net in den Außenbezirken angekommen ist, dauert bis 2001. „Wir können eben nicht alles auf einmal machen“, sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Mäver. Das wäre für das Unternehmen, das für Privatkunden erst seit dem 1. April 1998 auf dem Markt ist, schlicht zu teuer. 46 Millionen Mark steckt Hanse Net in die Verkabelung bis 2001. „Das sind Mittel, die wir erst in ein bis zwei Jahren verdienen müssen“, sagt Mäver. So fängt man mit der City an: Denn da sitzen die Geschäftskunden, auf die Hanse Net vor allem scharf ist. Das Geschäft mit den normalen Privattelefonierern ist da reines Zubrot.

Das Risiko bei der City-Strategie: Während sich Hanse Net erst langsam vom Stadtkern nach außen vorarbeitet, könnten sich Konkurrenten schon mal das wirtschaftskräftige Hamburger Umland unter den Nagel reißen. Norderstedt ist für Hanse Net schon so gut wie verloren, weil dort die Stadtwerke die Glasfaser-Verkabelung in die eigene Hand genommen haben.

Die einzigen VorstädterInnen, die schon früher als 2001 von Hanse-Net-Tarifen profitieren, sind jene, die ins neue Baugebiet Dorf-anger Boberg bei Bergedorf ziehen. Das Gebiet wird völlig von Hanse Net abgedeckt, ganz ohne Telekom. Deshalb erzählt Mäver auch gern die Anekdote, daß einer der ersten, die das Baugebiet beziehen, ein Telekom-Mitarbeiter sein wird, der dann mit dem Konkurrenten Hanse Net telefonieren darf.

Weniger gern hört Mäver Kritik an der Unübersichtlichkeit der Hanse-Net-Telefontarife. Hamburg-plus-20, Hamburg-plus-50, Hamburg-plus-Partnercity, Hanse Net-zu Hanse-Net-Tarif – alles arg kompliziert, was da auf der Preisliste steht: Es gibt insgesamt sieben verschiedene Preismodelle, die sich auch noch nach Tag-, Nacht- oder Wochenend-Tarifen splitten.

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