Die Finanzsenatorin spart bei der Jugendarbeit

■ Ausgaben für Jugendprojekte sollen im Haushalt 2000 um 13 Millionen Mark gekürzt, die Defizite durch Lotto-Gelder aufgefangen werden. Streetworker und Jugendausschuß sehen dies als Abwicklung durch die Hintertür

Der Jugendarbeit droht für das nächste Jahr ein neues Finanzdesaster. Nach Angaben von Ingo Siebert, Vorsitzender des Jugendausschusses der SPD, plant Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD), für den Haushalt 2000 die Ausgaben der Jugendhilfe auf Landesebene von derzeit 60 Millionen Mark um 13 Millionen zu senken. Das betreffe vor allem Jugendverbände, Bildungsstätten, Streetwork und Kinder-und Jugendfreizeitstätten, so Siebert.

Quasi als „Finanz-Ersatz“ habe die Finanzverwaltung Jugendsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) aufgefordert, 8 Millionen Mark über die Lotto-Stiftung zu akqurieren. Die Streetwork-Arbeit solle neu ausgeschrieben und gleichzeitig die momentanen Kosten um fünf Prozent reduziert werden, so die Vorgabe. Fünf Träger, unter anderem Gangway und Outreach, bekommen von der Senatsjugendverwaltung derzeit 2, 7 Millionen Mark jährlich.

Für die Geschäftsführerin von Gangway, Elvira Berndt, ist der Vorstoß „eine Abwicklung durch die Hintertür“. 90 Prozent der Zuwendungen seien Personalkosten, da könne kaum gespart werden, sagte sie. Das größte Streetwork-Projekt der Stadt beschäftigt rund 40 Sozialarbeiter. Bereits eine Million Mark seien an Streetworkerstellen bereits eingespart worden.

Die Gelder der Lotto-Stiftung seien außerdem nicht planbar: „Wer weiß denn jetzt, ob wir die tatsächlich bekommen“, so Berndt. Immerhin: Projekte im Bereich Jugendarbeit finanziert die Stiftung derzeit jährlich mit 10 Millionen Mark.

Auch Ingo Siebert ist über den Vorstoß der Finanzverwaltung sauer. Würde das Geld tatsächlich gekürzt, drohe den Jugendlichen „eine massive Verschlechterung der Lebensqualität“. Bereits 1996 und 1997 seien 20 Millionen Mark im Bereich Juggend und Familie strukturell gespart worden. Siebert kritisiert auch die eigene Partei: „Das Thema Jugendpolitik findet in der SPD derzeit nur Interesse, wenn es um Ausbildungspolitik geht.“

Der Sprecher von Finanzsenatorin Fugmann-Heesing, Dirk Wildt, wollte sich zu den Kürzungen gestern nicht äußern. Der Haushalt für das nächste Jahr werde derzeit vorbereitet und nicht öffentlich kommentiert. Julia Naumann