: Was Cannabis so alles kann
■ Mit Hanf-Fest und -Parade wird heute eine uralte und vielseitige Kulturpflanze geehrt
Grün zu grün – „das paßt doch“, sagt Sven Meyer. Der Besitzer des Eimsbütteler Highway-Head-Shops ist zum zweiten Mal Initiator des Hamburger Hanf-Festes, das heute im Schanzenpark steigt. Direkt beim Polizeisportplatz (Nähe U-Bahn Sternschanze) dreht sich von 11 bis 22 Uhr alles um das vielseitige Grün. Damit „die Verunglimpfung dieser uralten Kulturpflanze aufhört, und mehr Leute über den Hanf und seinen Nutzen für die Gesellschaft nachdenken“, erklärt Meyer das Motto „Kein Knast für Drogen“.
Beziehungsweise wieder nachdenken – schließlich ist der Gebrauch von Cannabis keine Erfindung des 20. Jahhunderts. Seit mindestens 4700 Jahren, so läßt eine Broschüre der Bündnisgrünen – „Legalisieren, Hanf wird siegen“ – wissen, sei Hanf als Genußmittel bekannt. In ägyptischen Mumien wurden Cannabiswirkstoffe nachgewiesen, und noch die alten Griechen und Römer nutzten das Kraut als Droge und Heilmittel. Was Cannabis noch so alles kann, wird, verspricht Meyer, auf dem „Hanf & Flohmarkt“ zu sehen und zu probieren sein. Ob Bier oder Öl, Klamotten oder Kosmetika – das All-round-Talent sei eben nicht nur ein „angenehmes und oft gerauchtes Genußmittel (obwohl verboten)“. Auf jeden Fall „ist es ein Kraut, das es verdient, gefeiert zu werden“.
Und das soll ausgiebig geschehen – zu Beginn der Hanf-Party, also gegen 11 Uhr, mit einer Räucherzeremonie im Park mit „viel Weihrauch und Räucherstäbchen“ und musikalisch untermalt von Reggae, Dancehall und HipHop. Ab 16 Uhr wird zur „Psychedelic Groove Show“ gebeten. Live-Bands wie Tranceformation, Bodh Gaja oder Post Cybanautix, dazu die DJs Sven Dohse, Bimmel, Axel Wirtz, Mat Mushroom, Wolfgang S. sowie Ramon & Yak werden dann „kräftig für Stimmung sorgen“. Die dürfte zu diesem Zeitpunkt bereits auf einem gewissen Höhepunkt sein: Gegen 14 Uhr beginnt die Hamburger Hanf-Fest-Parade. Sie startet am Fischmarkt und führt über die Reeperbahn, Budapester Straße und Pferdemarkt zur Sternschanze. Beteiligt sind mehrere Wagen und eine Schar Djembespieler. Und, das jedenfalls ist die Hoffnung von Veranstalter Meyer, „viele Hamburger und auswärtige Hanfjünger in tollen Verkleidungen“.
Auf jeden Fall präsent bei Party und Parade sind Regenbogen-Gruppe und GAL. „Wir finden das Verbot von Hanf als Genußmittel unsinnig“, sagt Peter Zamory, gesundheitspolitischer Sprecher der GAL. Cannabis sei weit weniger schädlich als beispielsweise Alkohol, weiß der Allgemeinmediziner und verspricht: „Wir werden uns weiter für die Legalisierung einsetzen.“ Auch Lutz Jobs und seine Regenbogen-KollegInnen haben, „was die Legalisierung von Hanf betrifft, keine anderen Vorstellungen als früher“. Will heißen: „Auch Regenbogen will künftig Initiativen zur Aufhebung dieses Verbots ergreifen.“
Übrigens: Um 22 Uhr muß keineswegs alles vorbei sein. Von 20 bis 2 Uhr startet im Zwei-Stunden-Takt ein Shuttle-Bus ab U-Bahn Sternschanze, der unermüdliche Hanf-Fans ins Waldbad Egestorf bringt. Dort in der Nordheide (A7 Hamburg-Hannover, Abfahrt Egestorf, dann Schildern folgen) wird ab 20 Uhr open-end weitergefeiert. Die „location“ hat laut Veranstalter Meyer Pool und Saunahütte – „und wer dort eine entspannte Nacht bleiben will, kann auch campen“.
Hubert Bätz
Nähere Infos zu Hanffest und Parade gibt es unter der Hotline Tel.: 040/439 49 94.
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