piwik no script img

Schwule wollen Dialog

■ Protest vor SPD-Zentrale, um mit Scharping ins Gespräch zu kommen

Berlin (taz) – Homosexuelle Bundeswehrangehörige verlangten gestern vor der SPD-Parteizentrale ein Gespräch mit Verteidigungsminister Rudolf Scharping. Sie forderten ein Ende von „offener und offizieller Diskriminierung und Berufsverboten schwuler Soldaten“. Der Verteididungsminister und stellvertretende SPD-Parteivorsitzende lehne bis heute einen Dialog ab, sagte Frank Karge, Sprecher des LSVD. Werde die sexuelle Orientierung schwuler Soldaten bekannt, dann seien diese ohne Aufstiegschancen – oder sogar „raus aus der Armee“. So habe Scharping schwulen Bundeswehrsoldaten den Einsatz für bestimmte Aufgaben mit den Worten untersagt: „Homosexualität begründet erhebliche Zweifel an der Eignung und schließt eine Verwendung in solchen Funktionen aus, die an Führung, Erziehung und Ausbildung gebunden sind.“

Die Schwulenlobby hält dem Minister nun dessen Brief von Juli 1998 an ÖTV-Chef Herbert Mai entgegen, in dem er als damaliger SPD-Fraktionsvorsitzender bekundete, daß sich seine Partei „für eine aktive Politik zum Abbau von Diskriminierung und Benachteiligung von Lesben und Schwulen einsetzt“. In der Rechtspraxis bestätigt der Wehrsenat des Bundesverwaltungsgerichts zwar Berufsverbote für Soldaten aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Jedoch hegt der Schwulenverband weiter Hoffnung: Das Verwaltungsgericht Lüneburg hat die Aufnahme eines Schwulen als Berufssoldaten bereits durchgesetzt. Nun kommt es darauf an, ob die Berufung des Verteidigungsministeriums dagegen Erfolg haben wird. af

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen