: Fusion beinahe perfekt
■ Trotz Kritik von Kleinaktionären ist die Karstadt Quelle AG auf dem besten Weg
Düsseldorf (rtr/dpa /taz) – Zweifel am Ausgang der Abstimmung gab es eigentlich nicht. Trotzdem geriet die Karstadt-Hauptversammlung, auf der am Freitag die Fusion mit dem Versandhandelunternehmen Quelle beschlossen werden sollte, zu einer turbulenten und taktischen Sitzung. In der Nacht zum Samstag konnte sie gerade noch fristgerecht und mit einem klaren Votum für den Zusammenschluss beendet werden.
Kleinaktionäre hatten den Werbeslogan des zweitgrößten europäischen Versenders – „erst mal sehn, was Quelle hat“ – ernst genommen und das Bewertungsverhältnis angezweifelt. Dabei nutzten sie alle Spielräume des Aktienrechts, um ans Redepult zu kommen. Die Gutachter hatten für Karstadt einen Wert von rund 8,2 Milliarden Mark und für Quelle von knapp 3,3 Milliarden Mark ermittelt. Quelle will aber ausgerechnet seine gewinnstarken Bereiche Quelle-Bank, die unter neuem Namen an die Börse geht, und Quelle-Versicherungen gar nicht erst in den neuen Konzern einbringen. Man solle eine „verschleierte Braut“ ehelichen, kritisierte ein Aktionär. Ein anderer bemängelte, daß der Informationswert des Verschmelzungsberichts viel zu gering sei.
Dabei waren die drei Großaktionäre Schickedanz, Allianz und Dresdner Bank praktisch unter sich gewesen. Das – und auch die Machtverhältnisse – machten die Abstimmungsergebnisse von 99,6 Prozent, die nach der dreizehnstündigen Marathonsitzung dann doch zustande kamen, deutlich.
Konzernsprecherin Armgard von Burgsdorff verteidigte die Vorarbeit des Vorstands am Wochenende nach der Hauptversammlung. Die Unternehmensbewertung sei „angemessen und transparent“ gewesen, sagte sie. Das Bundeskartellamt habe die notwendige Zustimmung zur Fusion bereits erteilt.
Die Aktionäre können in den kommenden vier Wochen noch Anfechtungsklagen beim zuständigen Landgericht einreichen. Mit der Eintragung ins Handelsregister Essen wird die 30 Millionen Mark teure Fusion zur Karstadt Quelle AG danach rechtswirksam – rückwirkend zum 1. Januar.
Der neue Konzern wird Europas größter Warenhauskonzern sein und einen Umsatz von insgesamt 32,4 Milliarden Mark machen; je 39 Prozent davon entfallen auf das Warenhausgeschäft und den Versandhandel, 10 Prozent trägt das Touristikgeschäft bei. Die 116.000 Arbeitsplätze sollen komplett erhalten bleiben. Trotzdem erwarten die bisherigen Vorstände bis zum Jahr 2002 Einsparungen in Höhe von rund 400 Millionen Mark.
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