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RWE will europäischer werden

■ Der größte deutsche Energiekonzern macht mit niedrigen Preisen Druck auf die Konkurrenz. Außerdem sind Zukäufe geplant

Essen (AP/dpa/rtr) – Nach dem Preisrutsch bei den Telefontarifen hat jetzt der Kampf der Stromkonzerne um die Verbraucher begonnen. Und Deutschlands größter Energieversorger, das Essener RWE, will dabei ganz nach vorne. In den nächsten Jahren, erklärte Vorstandsmitglied Jürgen Kroneberg am Dienstag in Essen, wolle das Unternehmen die Zahl seiner Privatkunden von heute 2,3 Millionen auf 4,6 Millionen steigern. Gelingen soll das vorerst über niedrige Preise, die die Verbraucher von ihren bisherigen Versorgern weglocken sollen.

Der Vorstand steckt seine Ziele aber noch weiter. Schließlich hat der Konzern im europaweiten Vergleich derzeit nicht die besten Karten. Ihm droht der Rausschmiss aus dem europäischen Aktienindex Stoxx 50, in dem die 50 wichtigsten westeuropäischen Unternehmen notiert sind. In gut zwei Wochen wird die Liste aktualisiert – und beim Börsenwert steht RWE nur noch auf Platz 65. Experten gehen davon aus, dass nur die ersten 40 Unternehmen auf der sicheren Seite sind.

Zehn Jahre werde man brauchen, schätzte Vorstandsvorsitzender Manfred Remmel, bis RWE einen Spitzenplatz unter den europäischen Energiedienstleistern einnehme. „Wir streben einen Marktanteil von 10 bis 15 Prozent an“, sagte er. Das Gesamtvolumen des europäischen Energiemarktes wird auf rund 1 Billion Mark geschätzt. Das wird nicht ohne Zukäufe zu schaffen sein. Rund 7,5 Milliarden Mark werde man jährlich investieren, kündigte Remmel deshalb an.

Weniger konkret zeigte er sich bei den Zahlen zum am 30. Juni abgelaufenen Bilanzjahr. Man rechne mit einem weiteren Umsatzrückgang von 5 Prozent, sagte der Vorstandsvorsitzende. Bereits im vergangenen Jahr war der Umsatz mit 16,2 Milliarden Mark etwas niedriger gewesen als in den Vorjahren. Nur an dem Gewinn soll sich nichts geändert haben. Er wird wohl wie 1998 rund 879 Millionen Mark betragen.

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