: Samstags gehört Mama Kaufhof
Beim Alstervergnügen darf der Einzelhandel am Samstag bis 19 Uhr öffnen – und das im gesamten Hamburger Stadtgebiet ■ Von Kai von Appen
Die Hamburger Ladenschlusszeiten lockern sich weiter: In den vergangenen Jahren war es noch den Schaustellern auf der Meile rund um die Alster vorbehalten, bis in den Abend Getränke und Souvenirs zu verkaufen. Jetzt darf auch der Einzelhandel ran: Am Samstag, den 26. August, während des Alstervergnügens dürfen die Geschäfte bis 19 Uhr öffnen – und dies im ganzen Stadtgebiet. Ein letzter Versuch des Betriebsrats von „Karstadt“ an der Mönckebergstraße, einen längeren Ladenschluss als 16 Uhr zu verhindern, scheiterte Dienstagabend am Spruch der Einigungsstelle, die Betriebsrat und Unternehmen angerufen hatten.
In dem Einigungsstellen-Verfahren hatte der Gewerkschaftsanwalt Hans-Peter Hjord vergebens argumentiert, der Hamburger Senat habe bei seiner Entscheidung, dem Einzelhandel in der City Öffnungszeiten bis 19 Uhr zu gestatten, „sein Ermesssen überschritten“. Denn nach dem Hamburger Ladenschlussgesetz sind Ausnahmegenehmigungen nur dann zulässig, wenn Versorgungsengpässe auftreten – und davon kann beim Alstervergügen wohl kaum die Rede sein.
Die Geschäftsführung von Karstadt „Mö“ hatte dem Betriebsrat Ende Juli eine Liste mit 350 MitarbeiterInnen auf den Tisch geknallt, die am Samstag des Alstervergnügens langen Dienst schieben sollten. Aber nicht nur die müssen nun ohne Sondervergütungen oder besonderen Freizeitausgleich Überstunden machen, sondern auch Läden in abgelegenen Stadtteilen wollen die Verordnung der Wirtschaftsbehörden nutzen, um den Ladenschluss auszuhöhlen. So haben selbst Kaufhäuser in Wandsbek oder Billstedt angekündigt, ihre Pforten länger offen zu lassen.
Der Landesverband der Schau-steller sieht grundsätzlich „kein Problem“ in dem verlängerten Ladenschluss des Einzelhandels. „Wir finden es zwar nicht gut, wenn Getränke angeschleppt werden“, erklärte Präsidentin Annette Leonhard, „aber angesichts der zu erwartenden zwei Millionen Besuchern ist die Einbeziehung des Einzelhandels positiv zu sehen.“
In der Diskussion um die Sonntagsöffnung hat sich in Hamburg inzwischen eine große Koalition der Gegner gebildet. Fast ausnahmslos sprachen sich Parteien, Kirchen und Wirtschaft gegen den Sonntagsverkauf aus. Selbst der Einzelhandelsverband will nur zwei Sonntagsöffnungen pro Jahr.
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