: Experten unter sich
■ Gegenveranstaltung zum Psychiatrie-Kongress macht Faschismus zum Thema
Vorsorgemaßnahmen und neue Therapieformen – das sind die Themen, über die sich Fachleute aus der ganzen Welt von heute an bis Mittwoch beim Weltkongress der Psychiatrie im Hamburger Kongress-Zentrum CCH unterhalten. Rund 10000 TeilnehmerInnen werden erwartet – die werden nicht nur zur offiziellen Tagung kommen, sondern werden ihre Aufmerksamkeit auch dem Gegenkongress widmen, der sich besonders um die Thematik der Psychiatrie im Nationalsozialismus kümmert. Es ist das erste Mal, das der Weltkongress in Deutschland tagt.
Die Gegenveranstaltung wird vom Bundesverband Psychiatrie- Erfahrener e.V. (BPE) gemeinsam mit der israelischen Vereinigung gegen Psychiatrie-Missbrauch (IAAPA) organisiert und dauert bis Sonntag. Im pädagogischen Institut der Hamburger Universität stehen dabei Vorträge und Filme auf dem Programm. Die Organisatoren werfen der WPA vor, einen reinen Experten-Kongress ohne ausreichende Beteiligung Betroffener geplant zu haben und den Bereich Psychiatrie im Nationalsozialismus nicht genügend zu thematisieren. Dagegen weisen die MacherInnen des offiziellen Kongresses darauf hin, dass im Programm auch eine Ausstellung zum Thema Euthanasie zu sehen sein wird, die heute im Audimax eröffnet wird und auch für Nicht-Fachleute zugänglich ist.
Das Programm des Weltkongresses im Congress Centrum umfasst mehr als 3000 wissenschaftliche Vorträge von ReferentInnen aus allen Teilen der Welt. Auf dem Programm stehen außerdem rund 350 Symposien, Workshops, Kurse und Diskussionsrunden. Im Mittelpunkt stehen neue therapeutische Behandlungsmöglichkeiten mit Psychopharmaka, aktuelle Erkenntnisse über psychische Krankheiten wie Depression, Essstörungen oder Suchterkrankungen. Außerdem geht es um die psychische Versorgung von Opfern politischer Gewalt und Vertreibung.
Brita Janssen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen