Das Portrait: Fechtmeister der Nation
■ Emil Beck
Das Nummernschild des pompösen Dienstwagens von Emil Beck ziert seit Jahren eine dicke Eins, jene Zahl, die exakt den Rang wiedergibt, welchen der 64jährige unumstößlich für sich beansprucht. Mit außergewöhnlicher Umtriebigkeit und eben solchem Geschäftssinn gesegnet, hat der beleibte kleine Mann ein Imperium aufgebaut, das seinesgleichen sucht im deutschen Spitzensport: Das Fechtzentrum in Tauberbischofsheim, in dem Beck seit langem als Cheftrainer des Deutschen Fechter-Bundes residiert und regiert, ohne den winzigsten Widerspruch zu dulden.
Die langjährige „Medaillenschmiede“ ist ein riesiger, moderner Sportkomplex, dessen Erstellung, wie der Spiegel einmal schrieb, „ein nahezu perfektes Beziehungsgeflecht aus Sport, Staat und Politik“ ermöglichte. Geknüpft wurde dieses Geflecht von einer gut funktionierenden „Duz- und Trinkbrüderschaft“ (Spiegel) aus hohen Regierungsbeamten, Sportfunktionären und Emil Beck.
Der jüngste Krach in Tauberbischofsheim zeigt jedoch, dass das Imperium Risse bekommen hat und die Ära Beck möglicherweise ihrem Ende entgegensteuert. Seine Aufforderung an den Degen-Bundestrainer Alexander Pusch und den Internatsleiter Matthias Behr, sich andere Jobs zu suchen, kam wie ein Bumerang auf ihn zurück. Etliche Aktive stellten sich hinter die Gemaßregelten, verlangten den Rücktritt des selbstherrlichen Florettpaschas und bezeich- neten das Amt des Cheftrainers in einer Erklärung schlicht als „überflüssig“. Selbst DSB-Präsident Manfred von Richthofen kritisierte Becks Hang zur Ämterhäufung und handelte sich einen weinerlichen Brief vom Fechtmeister ein, in dem dieser auf alte Freundschaft sowie seine großen Verdienste verwies, aber auch nicht vergaß, auf seine Wahlhilfe für von Richthofen zu verweisen. „Auf mich, den kleinen Fechttrainer, war in all den Jahren stets Verlaß“, triefte es höchst unerquicklich aus dem Kuvert.
Am Mittwoch mußte der eifrige CDU-Wahlkämpfer zunächst klein beigeben und seinen Verzicht auf die Reise zur WM Anfang November in Seoul bekanntgeben. Eine Kapitulation stellt dies mitnichten dar, Beck hat nur die Waffe gewechselt, leichtes Rapier statt Säbel. Matthias Behr ist plötzlich „der bestmögliche Betreuer“, und, fragt Emil Beck engelszüngig: „Warum sollte ich nicht auch im Team arbeiten können?“ Ganz einfach: Weil er dann die Eins von seinem Nummernschild kratzen müßte. Matti Lieske
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