„Dabei gehen Feinde drauf“

■ Neonazi-Zeitschrift Hamburger Sturm wirbt für den bewaffneten Kampf

„Wir sind im Krieg mit diesem System und dabei gehen nun mal Bullen oder sonstige Feinde drauf“, erklären die „national-revolutionären Zellen“ in der aktuellen Ausgabe des Hamburger Sturm. Offen bekennt sich die Neonazigruppe in der Zeitschrift der Freien Nationalisten zum „bewaffneten Kampf“. Hamburgs Verfassungsschutz-Chef Reinhard Wagner beschwichtigt: „Von einer terroristischen Gruppe kann nicht die Rede sein.“

Im Gespräch mit der Hamburger Sturm-Redaktion um die wegen Propaganda- und Gewaltdelikten vorbestraften Thorsten Bärthel und Torben Klebe legen die „braunen Zellen“ dar, dass sie bei der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands NPD tätig sind, aber den NPD-Führungsstil falsch finden. Deshalb hätten sie den „neuen Weg als Aktivisten aus dem Untergrund eingeschlagen“.

Mitmachen bei dem „Kampf für die Freiheit der weißen Völker“ können nur Männer über 21 Jahre, die Kampfsport betreiben, mit Waffen umgehen können sowie Computerkenntnisse haben. Wer diese Fähigkeiten nicht bei der Bundeswehr erlernt hätte, dem wird empfohlen, sie sich bei Wehrsport im Ausland zu holen.

Als einzig Ernst zu nehmendes Vorbild nennen die „braunen Zellen“ die britische Naziterrorgruppe „Combat 18“, aus deren Umfeld die tödlichen Bombenanschläge in London im Frühsommer dieses Jahres verübt wurden.

Allerdings betonen die „braunen Zellen“: „Wir dürfen nicht die Fehler begehen, wie es die Linke mit der RAF getan hat. Das Volk ist nicht bereit und lehnt Gewalt ab.“ Dennoch dürfe der Staat „nicht zur Ruhe kommen“. Neben der Selbstdarstellung gibt die seit 1994 erscheinende Zeitschrift den „braunen Zellen“ die Gelegenheit, ihrer Leserschaft Tips für den Kampf aus dem Untergrund nahezubringen.

Der Hamburger Sturm, der von Mitgliedern der verbotenen Nationalen Liste unterstützt und aus deren Kampfblatt Index hervorgegangen ist, unterrichtet nicht nur über Nazi-Skinmusik und Demos des nationalen Widerstands, sondern regt selbst zu militanten Aktionen an. Auf der Anti-Antifa-Seite geben sie Daten von linken Zentren und Personen bekannt, die „besucht werden könnten“. Die sich offen zum Nationalsozialismus bekennende Redaktion arbeitet eng mit den norddeutschen Neonazi-Führern Thomas Wulff und Christian Worch zusammen und ist mit dem „Blood & Honour“ Nazimusik-Netzwerk verbunden, die in Deutschland indizierte CDs und Videos vertreiben.

Reinhard Wagner möchte aber trotzdem nicht von „Werbung oder Unterstützung einer terroristischen Vereinigung“ sprechen. „Die Aussagen sind zu widersprüchlich“, erklärt Wagner: „Ein terroristisches Netzwerk besteht nicht.“ Wagner weiter: „Es bedürfte dazu eines entsprechenden legalen Umfelds, das es in der rechtsextremen Szene derzeit nicht geben dürfte.“ Viel beunruhigender, so der Verfassungsschützer, seien „die ganzen Waffenfunde und die vielen Einzeltaten“. Andreas Speit