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Grüne Netze sichern Galeries Lafayette

■  Gestern brach erneut eine Scheibe aus der Fassade des Kaufhauses. Betreiber erhebt Vorwürfe gegen den Hauseigentümer

Die Berliner Architektur ist seit gestern um eine Fassadenvariante reicher. Nachdem am Freitag morgen gegen sechs Uhr zum sechsten Mal eine Scheibe des Kaufhauses Galeries Lafayette zu Bruch ging, ordnete das Bezirksamt Mitte gestern mittag an, den gesamten Eingangsbereich des Kaufhauses mit einem Sicherheitsnetz zu versehen. Statt sich von seiner prächtigen Glasseite zu zeigen, versprüht das Kaufhaus an der Friedrichstraße deshalb nun den Charme einer mit grünem Netz verhängten Baustelle.

Erstmals war gestern eine jener gekrümmten Scheiben zu Bruch gegangen, die über dem Eingangsbereich und der großen Videoleinwand angebracht sind. Die Ursache für den neuerlichen Glasbruch, bei dem niemand verletzt wurde, sind nach Angaben des Bezirksamts Mitte noch unklar. Für die fünf vorangegangenen Vorfällen waren nach Angaben des Bezirks unter anderem Verunreinigungen des Glases durch Nickelsulfid verantwortlich.

Bereits nach dem letzten Glasbruch am 1. Juni hatte Mittes Baustadtrat Thomas Flierl (für PDS) das Anbringen eines Sicherheitsnetzes verlangt. Dieser Beschluss war aber vom Verwaltungsgericht wieder aufgehoben worden.

Der Eigentümer, die Euro-Projektgesellschaft, hatte zuvor deutlich gemacht, dass die Scheiben zwischen dem ersten und fünften Stockwerk bis Okober ausgetauscht würden. Für die beiden darüber liegenden Stockwerke forderte das Gericht allerdings ein Gutachten. Darin sollte ermittelt werden, welche Windstärke im Notfall erforderlich wäre, um Teile einer geborstenen Scheibe so herauszubrechen, dass sie über das vorstehende Schutzdach auf den Gehweg fallen können. Dieses Gutachten liegt bislang allerdings nicht vor.

Nach dem gestrigen Beschluss des Bezirksamts, der auch mit Vertretern der Senatsbauverwaltung und der Polizei abgestimmt ist, wurde darüber hinaus die Sperrung des Gehwegs entlang des Eingangsbereichs angeordnet. Diese Maßnahme soll so lange aufrechterhalten werden, „bis eine dauerhafte Sicherung dieses Fassadenteils als gegeben angesehen werden kann“, so eine Bezirksamtssprecherin.

Die Firmenleitung der Galeries Lafayette äußerte gestern Verständnis für die angeordneten Sicherheitsmaßnahmen. Man habe, versicherte das Kaufhaus in einer Presseerklärung, von Anfang an mit der Baubehörde zusammengearbeitet und sich keiner Anordnung widersetzt. Zugleich erhoben die Galeries Lafayette Vorwürfe gegen die Eigentümerin, die bislang nicht für eine ausreichende Sicherheit der Fassade gesorgt habe. Uwe Rada

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