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Endlich mal eine Verbindung!

Nach erfolglosen Einkaufsversuchen behält die Telekom nun beim Feilschen um die Mobilfunkfirma One2One die Oberhand. Weitere Käufe sollen folgen  ■   Von Reiner Metzger

Berlin (taz) – „Die Deutsche Telekom wird das britische Telekommunikationsunternehmen One2One zu 100 Prozent übernehmen“, ließ gestern morgen der Bonner Telefonriese nüchtern verbreiten. Doch Vorstandschef Ron Sommer muß ein Stein vom Herzen gefallen sein: Nach monatelangen Gerüchten, gescheiterten Geboten für die Telecom Italia und einem zerbrochenen Bündnis mit der France Télécom nun also endlich ein großer Abschluß.

„Dies ist eine Akquisition von zentraler Bedeutung für die Telekom“, erklärte Sommer gestern denn auch zufrieden. Die neue Tochter ist mit 2,7 Millionen Kunden der viertgrößte Mobilfunkbetreiber in Großbritannien. One2One hat vergangenes Geschäftsjahr zwar noch Verlust eingefahren. Der Umsatz wuchs jedoch um 42 Prozent auf 2,3 Milliarden Mark.

Für die Firma im Wachstumsmarkt Mobilfunk haben die bisherigen Besitzer Cable&Wireless und MediaOne einen hübschen Betrag kassiert: 6,7 Milliarden Pfund. Außerdem wechseln noch 1,7 Milliarden Pfund an Schulden den Besitzer. Unter dem Strich wird One2One die Deutsche Telekom also knapp 25 Milliarden Mark kosten. Für die Verkäufer eine satte Rendite: Sie haben nach eigenen Angaben 300 Millionen Pfund in One2One investiert.

Die Telekom baut mit dem Kauf ihre Position als größte Telefongesellschaft Europas aus. Auch ohne One2One kommt sie auf einen Jahresumsatz von 70 Milliarden Mark und 174.000 Mitarbeiter. Weltweit ist das Rang vier.

Doch die Telekom hat ein Margenproblem. Der Hauptumsatz kommt aus dem deutschen Festnetz, und dort ist die Konkurrenz seit einiger Zeit sehr hart. Trotz agressiver Rabatte ging der Marktanteil der Telekom an den Gesprächen in Deutschland auf derzeit etwa 76,5 Prozent zurück.

Um den fallenden Margen auf dem Heimmarkt auszuweichen, drängen die Bonner einerseits auf den internationalen Markt, andererseits ins Geschäft mit den mobilen Telefonen. Denn dort werden noch satte Gewinne gemacht.

Mit One2One hat die Telekom nun sogar zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es ist eine Mobilfunkfirma, und sie deckt die britische Insel ab, wo die Telekom bisher wenig zu melden hatte. Nach eigenen Angaben hat die Telekom nun zwölf Millionen Handys unter Vertrag. Dabei sind noch eine Mehrheitsbeteiligung in Österreich sowie Beteiligungen in Ungarn, Polen und Tschechien mitgezählt.

Für One2One hatten sich zunächst mehrere Konzerne interessiert. Alle hatten sich aber offiziell wieder zurückgezogen – weil die beiden Besitzer angeblich 11 Milliarden Pfund haben wollten. Das war allen zu teuer, auch dem deutschen Mitbieter Mannesmann.

Der deutsche Telekom-Hauptkonkurrent Mannesmann dürfte Ron Sommer auch die Entscheidung erleichtert haben, für den Handy-Bereich viel Geld loszueisen. Der ehemalige Stahlkonzern hat mit der Entscheidung zum Betrieb des heute größten deutschen Mobilfunknetzes D2 vor zehn Jahren den Grundstein für seine heutigen glänzenden Gewinne gelegt. Am Donnerstag meldete Mannesmann für seinen Kommunikationssparte stolz einen Halbjahresgewinn vor Steuern und Abschreibungen von 1,9 Milliarden Mark. Mannesmann war diesem Jahr schon zweimal erfolgreich bei der Jagd nach neuen Firmen: Beim Kauf von o.tel.o (der früheren Telefonabteilung von RWE und Veba) und beim Erwerb von Omnitel und Infostrada, zwei italienischen Telekom-Firmen.

Doch Ron Sommer ist auch noch weiter auf der Suche: „One2One ist nur ein kleiner Baustein in einer langen Kette“, so gestern ein Telekom-Sprecher.

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