: Spielraum bei den Honoraren
Eltern in St. Georg machen sich Sorgen ums betreute Spielen. Geld für die BetreuerInnen wurde erst einmal eingefroren ■ Von Hubert Bätz
„Immer wird bei Kindern und Jugendlichen angefangen mit dem Sparen“, sagt Angela Breuer. Sie ist nicht die einzige Mutter, die sich Sorgen ums sogenannte betreute Spielen im Stadtteil St. Georg macht. Transparente haben die Eltern daher gemalt und am Spielpatz aufgehängt. „Das Haus bleibt offen“ steht darauf oder „Wir wollen weiter betreutes Spielen“. Die Befürchtung der Eltern: Wenn Honorarmittel im Kinder- und Jugendbereich eingefroren werden, kommt das betreute Spielen auf den Prüfstand. Und das Bezirksamt Hamburg-Mitte hat bereits beschlossen, einen Teil der Honorare erst einmal nicht auszuzahlen. So lange, bis geklärt ist, ob für die auf Honorarbasis arbeitenden BetreuerInnen Sozialabgaben wegen des Gesetzes zur Scheinselbständigkeit nachgezahlt werden müssen.
Sechs Betreuerinnen arbeiten zur Zeit im Spielhaus St. Georg und auf dem benachbarten Spielplatz Ecke Rostocker und Danziger Straße. Sie kümmern sich um insgesamt rund 60 Kinder, spielen mit ihnen oder sorgen für einen sauberen Platz. Ein Projekt, auf das die Eltern der Kinder nicht mehr verzichten mögen. „Ich kann meinen Sohn hier weit und breit nicht allein auf einen Spielplatz schicken“, sagt Angela Breuer. Die meisten Plätze seien dreckig. Außerdem lägen nicht selten Kondome und Spritzbestecke auf den Spielplätzen in St. Georg herum – besonders seit die regelmäßige Pflege der Plätze durchs Gartenamt weggefallen sei. Gerade deswegen setzen die Eltern aufs betreute Spielen: Damit sind nicht nur die Kinder pädagogisch betreut, die Honorarkräfte sorgen auch dafür, dass Spielgeräte repariert werden und der Spielplatz immer wieder kindgerecht hergerichtet wird.
Jetzt fürchten die Eltern, dass dieser Service künftig wegfällt. Fallen erstmal die Honorarkräfte weg, so könnte als nächstes auch das Spielhaus geschlossen werden. Das Jugendamt versucht dagegen zu beschwichtigen. Ein Schließen des Spielhauses sei nicht geplant, auch die Öffnungszeiten bleiben zunächst unverändert, heißt es von seiten der Behörde. Allerdings müssten tatsächlich Mittel aus dem Honorartopf eingefroren werden, bis man beim Scheinselbständigkeits-Gesetz klarer sehe. Wenn feststeht, dass die BetreuerInnen nicht als Scheinselbständige eingruppiert würden, dann werde das eingefrorene Geld auch wieder aufgetaut und freigegeben.
„Die Sparmaßnahmen werden Folgen haben“, räumt die Sprecherin des Bezirksamtes Mitte, Claudia Eggert, ein: „Das Angebot wird ausgedünnt werden.“ Die Zahl der Honorarkräfte wird man wohl herunterfahren und die Aufgaben an MitarbeiterInnen des Jugendhauses St. Georg übertragen. Mit der Folge, dass auch hier Angebote wie Taekwondo-Kurse, Hilfe bei Fahrradreparaturen oder beim Verfassen von Bewerbungen für Kinder und Jugendliche stark eingeschränkt würden oder sogar ganz wegfallen. „Hier werden nur Ein-sparungen hin- und hergeschoben“, kritisieren die Eltern.
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