Künftig drei Stationen fahren und drei bezahlen

■ BVG will weg von Papier und Münzen – Chipkarten sollen Tickets ersetzten

Papierfahrscheine und Münzautomaten soll es in zweieinhalb Jahren nicht mehr geben. „Zutritt nur mit gültiger Chipkarte“ heißt es dann bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG): Gestern wurde das Projekt „Tick.et“ offiziell vorgestellt. Am 1. Oktober diesen Jahres soll der erste von zwei geplanten Feldversuchen anlaufen. Und weil man die Chipkarten, oder „Smartcards“, die später auch zum Einkaufen und Telefonieren benutzt werden sollen, „nah am Fahrgast“ testen will, sucht die BVG 25.000 Berliner, die als gläserne Versuchskaninchen Funktionstüchtigkeit und Akzeptanz der neuen Technik ausloten sollen. Es winken 15 bis 25 Prozent Rabatt. An dem Feldversuch wollen sich auch die Fraktionschefin der Grünen, Renate Künast, und der verkehrspolitische Sprecher, Michael Cramer, beteiligen.

Die nötige „Hardware“ – rund 450 blau-gelbe Lesegeräte, Infoterminals und Stationen zum Aufladen der Chipkarten – wird von Oktober bis Jahresende auf den Teststrecken aufgestellt, in der U2 und U4, der S-Bahn zwischen Zoo und Alexanderplatz, sowie in der Buslinie 100.

Den Feldversuch lässt sich die BVG 15 Millionen Mark kosten. Für die spätere Installation des berlinweiten Komplettsystems veranschlagt die BVG rund 200 Millionen Mark. BVG-Informationschef Detlev Kruse relativiert die Kosten: „Die Umrüstung auf den Euro hätte uns nicht wesentlich mehr gekostet.“ Er versprach, dass die Kosten nicht auf den Fahrpreis abgewälzt werden.

Die Tarife sollen mit dem neuen System flexibler werden: abgerechnet werde nur die gefahrene Strecke zum günstigsten Tarif – „Bestpreis“ heißt das im BVG-Jargon. Der soll dann auch in der neuen Verkehrsgemeinschaft Berlin-Brandenburg (VBB) gelten.

„Berührungslos“ funktioniert die Abrechnung: Der Fahrgast hält seine Karte vor ein Magnetfeld. BVG-Chef Rüdiger vorm Walde: „Man sieht genau, wer zahlt und wer nicht.“ Mit dem elektronischen System will die BVG auch Schwarzfahrern stärker zu Leibe rücken: Die Lesegeräte erkennen ungültige Karten, akustische Signale alarmieren bereitstehenden Sicherheitspersonal.

Zudem werde nach vorm Walde derzeit ein geschlossenes Sperrensystem in den Bahnhöfen geprüft. Dies soll bei der BVG aber frühestens mit der Komplettinstallation ab 2002 Einzug halten. Im Gegensatz zur S-Bahn. Die will auch weiterhin einen „offenen Zugang“ zu ihren Bahnhöfen gewährleisten, wie Vertriebsleiter Gerd-Peter Willbrandt erklärte. Christoph Rasch ‚/B‘Infos bei den BVG-Kundenzentrum am Alex und Bismarkstraße