: Indien schießt Flugzeug ab
■ 16 Pakistaner sterben bei ungeklärtem Abschuss. Gefahr militärischer Eskalation
Delhi (taz) – Indische Kampfflugzeuge haben gestern ein pakistanisches Marineflugzeug abgeschossen. Laut Meldungen aus Karatschi kamen dabei alle 16 Insassen ums Leben. Pakistans Informationsminister Mushahid Hussein bezeichnete den Vorfall als „grundlose Provokation Indiens“ und drohte Indien mit Maßnahmen zur „Selbstverteidigung“.
Nach pakistanischer Darstellung befand sich das Aufklärungsflugzeug des französischen Typs „Atlantique“ auf einem Routineflug, als es nahe der Grenze zu Indien in der südlichen Provinz Sindh von indischen Flugzeugen abgeschossen wurde und auf eigenem Territorium abstürzte. Die Absturzstelle soll sich nur zwei Kilometer von der Grenze entfernt befinden.
Das Verteidigungsministerium in Delhi dagegen behauptete, das pakistanische Flugzeug sei zehn Kilometer tief in den indischen Luftraum eingedungen und habe auf Warnungen nicht reagiert. Als es in „feindlicher Art und Weise“ auf indische Flugzeuge zuflog, sei es abgeschossen worden und in der Provinz Gujarat auf indisches Territorium gestürzt. Laut Verteidigungsminister George Fernandes wurde Indiens Armee an der Grenze zu Pakistan in Alarmbereitschaft versetzt.
Indien und Pakistan haben erst vor drei Wochen ihren jüngsten Grenzkonflikt in Kaschmir beigelegt, nachdem Pakistan Truppen und Freischärler aus indischem Territorium zurückzog, das diese zwei Monate lang besetzt gehalten hatten. Damals hatte der Abschuss eines indischen Kampfflugzeuges die beiden Atomstaaten an den Rand eines Krieges geführt. Es war seit dem letzten indisch-pakistanischen Krieg von 1971 die gefährlichste Konfrontation der verfeindeten Bruderstaaten und kostete insgesamt über tausend Menschenleben. Trotz des pakistanischen Rückzugs und des Bekenntnisses beider Regierungen zur Wiederaufnahme des Dialogs blieb die Lage seitdem gespannt. Der jüngste feindliche Akt birgt deshalb die Gefahr einer neuen Eskalation. Bernard Imhasly
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen