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Serbiens Opposition setzt auf den Herbst

■ Eine Frist für Milosevic nach der Großdemonstration in Belgrad

Belgrad/Pristina (AP/dpa) – Die jugoslawische Opposition will im Herbst den Regierungswechsel herbeiführen. Zoran Zivkovic von der Demokratischen Partei sagte am Samstag vor 2.500 Demonstranten in der südserbischen Stadt Zajecar, nach der für den 19. August in Belgrad geplanten Großdemonstration werde „dem Regime noch eine Frist von 10 bis 20 Tagen bis zum Rücktritt“ gegeben.

In Zajecar kündigte ein weiterer Oppositionspolitiker, Vladan Batic, Neuwahlen noch in diesem Jahr an: „Wenn dieses Regime nicht bis Herbst weg ist, wird die Allianz für den Wechsel ihre eigenen Wahlen ansetzen, weil sie eine kritische Masse an Unterstützung gewonnen hat.“

Der erst am Donnerstag zum stellvertretenden jugoslawische Ministerpräsidenten ernannte Ultranationalist Tomislav Nikolic dementierte gestern einen Bericht des Spiegel, er habe den Rücktritt von Staatspräsident Slobodan Miloševic gefordert. Nikolic von der ultranationalistischen Serbischen Radikalen Partei trat mit seinem Dementi dem Eindruck entgegen, auch innerhalb der Regierung gebe es Bestrebungen, Miloševic zum Rücktritt zu bewegen.

„Ich habe nicht den Rücktritt des Staatspräsidenten der Bundesrepublik Jugoslawien gefordert“, zitierte die Belgrader Zeitung Blic den jugoslawischen Vize-Regierungschef. „Ich war nicht so deutlich, obwohl die Kampagne im Kosovo leider ein Fehler war“, sagte er weiter. Der Spiegel habe ihn falsch interpretiert.

Der serbische Ministerpräsident Mirko Marjanovic bezeichnete die oppositionelle „Allianz für den Wandel“ unterdessen als eine „terroristische Organisation bezahlter Nato-Mörder“. Staat und Volk müssten sich diesen „rekrutierten Mördern“ widersetzen, sagte Marjanovic der regierungsnahen Belgrader Zeitung Politika am Sonntag.

Im Kosovo selbst kündigte UN-Missionschef Bernard Kouchner am Samstag ein entschlossenes Vorgehen der internationalen Friedenstruppe KFOR gegen kosovo-albanische Gewalttäter an. „In Zukunft werde ich es nicht mehr zulassen, dass jede Nacht die Häuser von 10 oder 15 Serben niedergebrannt werden, auch wenn das eine Konfrontation mit der UÇK bedeutet“, sagte Kouchner der griechischen Tageszeitung Eleftherotypia. Er habe UÇK-Führer Thaci gesagt, dass seine Geduld am Ende sei.

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