piwik no script img

Revue einer Havarie

■ Seeamt verhandelt „Pallas“: Kommunikationsprobleme aufgezeigt

Schon bei den ersten Bergungsversuchen des vor der Nordseeinsel Amrum havarierten Holzfrachters „Pallas“ hat es offenbar Kommunikationsprobleme gegeben. Das ist gestern während der Seeamtsverhandlung zum „Pallas“-Unglück in Cuxhaven deutlich geworden. Sowohl Vertreter des Küstenwachzentrums als auch des Zentralen Meldekopfes für Schiffsunfälle in Cuxhaven beklagten unzureichende Informationen in den ersten Stunden, nachdem der Frachter am 25. Oktober des Vorjahres vor der dänischen Nordseeküste in Brand geraten war.

Minutiös ließ das Seeamt die Vorgänge Revue passieren, die sich zwischen dem 25. Oktober und dem 6. November in der Deutschen Bucht abgespielt hatten. Während der brennende Holzfrachter langsam aus dänischen in deutsche Gewässer trieb, herrschte dabei offenbar unter den an den Rettungsaktionen beteiligten Behörden Unklarheit über die tatsächliche Situation.

Nach Angaben des Küstenwachzentrums – dort arbeiten Wasserschutzpolizei, Zoll und Bundesgrenzschutz – wurde die deutsche Küstenwache in der Nacht vom 25. zum 26. Oktober lediglich durch einen Anruf aus der Einsatzleitstelle der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger in Bremen über das Abbergen der „Pallas“- Besatzung in den dänischen Gewässern informiert.

Von dem Anruf aus Bremen sei der Zentrale Meldekopf der Wasser – und Schifffahrtsverwaltung (ZMK) aber nicht informiert worden, sagte ein ZMK-Mitarbeiter. Der ZMK koordiniert den Einsatz der Mehrzweckschiffe „Neuwerk“ und „Mellum“. Diese Schiffe seien erst Stunden später am Morgen des 26. Oktober zu dem Havaristen entsandt worden.

Dass zudem der vom Bund gecharterte Hochseeschlepper „Oceanic“ erst mit erheblicher Verspätung zur „Pallas“ geschickt wurde, hatte nach Angaben der Schifffahrtsverwaltung seine Ursache in einem weiteren Notfall zur selben Zeit in der Deutschen Bucht. Der Schlepper sollte einen Havaristen nach Stade schleppen.

Der Brand auf der „Pallas“ ist womöglich auf einen Kurzschluss zurückzuführen, kann aber auch durch eine Zigarettenkippe ausgelöst worden sein. Das sagte ein Brandschutzexperte aus. Die Verhandlung geht heute weiter. lno

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen