: Swing ist wieder in
■ Zurück zu den Vierzigern, der neue Trend in Hamburgs Clubs: „Swing geht in die Beine, füttert die Seele und trifft ins Herz“
Swing ist wieder in. Und auch in Hamburg swingt es bereits an allen Ecken. Ob in der „Weissen Maus“, der „Prinzenbar“, dem „Grünspan“ oder „Freddie's Ballroom“: Überall erklingen die Songs von Benny Goodman und Co. Swantje Harmsen – alias DJ Swingin' Swanee, Hamburgs heimliche Swing-Queen – hat eine einfache Erklärung für das Revival: „Swing geht in die Beine, füttert die Seele und trifft direkt ins Herz.“
Swingin' Swanee nennt eine große Platten- und Filmsammlung ihr eigen, auch Original-Kleidung und Hüte aus den 20er und 30er Jahren gehören zu ihrer Kollektion. Demnächst können die Swing-Fans in den Räumen des „Astoria“ jeden ersten und dritten Samstag im Monat aufdrehen. Dort eröffnet die Swing Gemeinde den „Tuxedo Junction Club“. Swingin' Swanee verspricht einen „großen Knaller“, denn neben der legendären Musik soll der Club auch zeittypisches Ambiente bieten. Und die Prinzenbar lädt am 19. August zum Neo-Swing-Event „Dirty Boogie“ ein.
Gemeinsam mit der Hamburger Swing-Legende Günter Discher legt Swingin' Swanee auch am 22. Oktober beim großen Swing-Festival im Hamburger Congress Centrum Platten auf. Discher ist zwar schon 74 Jahre alt, aber in seinen Adern swingt es noch gewaltig. Tanzabende, Rundfunkmoderationen und Auftritte im In- und Ausland stehen auf dem Tagesprogramm des weißhaarigen Mannes.
Swing war für Discher und seine Freunde ein Lebensgefühl. In den 30er Jahren tat er alles, um sich von den Hitlerjungen der Nazizeit zu unterscheiden. Frech hörten er und seine Freunde amerikanische Musik in den Kneipen der Reeperbahn. 1942 war Schluss damit: Die Gestapo holte ihn und 400 andere Jugendliche ab. Bis zum Kriegsende hieß es für Discher „Zwangsarbeit im Jugend-KZ Moringen“. Nach dem Krieg ging Discher sofort wieder seiner Swing-Leidenschaft nach: „Ich habe in meinem Leben 25.000 Alben der Swing- und Jazzmusik gesammelt.“
Thomas Christiansen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen