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Trotz Sanktionen will Kaufhof wieder am Sonntag öffnen

■ Das Kaufhaus am Alex beantragte erneut Sondergenehmigung für ein „Event“ am kommenden Wochenende

Der Kaufhof am Alexanderplatz denkt nicht daran, aufzugeben. Auch am kommenden Sonntag will das Kaufhaus wieder sein gesamtes Sortiment verkaufen. Nach Angaben von Kaufhof-Chef Günter Biere wurde gestern eine Sondergenehmigung beim Landesamt für Arbeitsschutz beantragt. Geplant ist „ein Event“. Einzelheiten wollte der derzeit bekannteste Kaufhaus-Chef Deutschlands nicht nennen.

„Der Kaufhof müsste ein Event aufbieten, das die 750-Jahr-Feier Berlins in den Schatten stellt“, sagte gestern der Sprecher des Landesamtes für Arbeitsschutz, Robert Rath. Denn nur einmal im Jahr erteilt seine Behörde eine Sondergenehmigung. Sollte Biere ohne Genehmigung öffnen, droht ihm neben der Verhängung eines Zwangsgeldes von bis zu 100.000 Mark die Einziehung der Gewinne als zusätzliche Sanktion. Das Geld würde dann in die Staatskasse fließen. Als Biere vor drei Wochen die Senatsregelung, nach der sonntags nur Waren des „touristischen Bedarfs“ verkauft werden dürfen, mit „Berlin Souvenir“-Aufklebern für alle Produkte umgangen hatte, wurde ein Bußgeld von 50.000 Mark verhängt. Bis gestern war beim Landesamt für Arbeitsschutz aber noch kein Zahlungseingang verzeichnet. Am vergangenen Sonntag hatten der Kaufhof, Saturn und weitere Händler am Alex dank einer Sondergenehmigung geöffnet. Möglich wurde das durch ein von den Händlern organisiertes Brunnenfest. Nachdem am ersten verkaufsoffenen Sonntag 50.000 Konsumwütige kamen, waren es am vergangen Sonntag bereits 70.000.

Unterdessen findet der Kaufhof immer mehr Nachahmer im Umkreis vom Alex. Dazu gehört das Möbelkaufhaus „Multipolster“, das ebenfalls am vergangenen Sonntag öffnete, obwohl es nicht direkt am Alex liegt und auch nicht zu den Veranstaltern des Festes gehörte. Prompt bekamen sie ein Zwangsgeld von 50.000 Mark. „Das ist ein Scherz, unsere Postadresse ist Alexanderplatz 3“, sagte gestern eine Prokuristin. Nachdem die sächsische Firma mit acht Berliner Filialen gehört hat, dass der Kaufhof am nächsten Trick bastelt, will sie sich „dranhängen“.

Ganz regulär werden am kommenen Wochenende die Geschäfte rund um den Breitscheidplatz länger geöffnet haben. Möglich macht es die „Euromeile“. Der nächste ganz legale Sonntagsöffnungstag ist der 19. September – der erste von vier verkaufsoffenen Sonntagen in Berlin. B. Bollwahn de Paez Casanova

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