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Weniger Büros bei Greenpeace

Zentrale in Amsterdam veröffentlicht die Jahresbilanz 1998: Deutsche Sektion weiter Zahlmeister. Einnahmen und Mitgliederzahlen sinken leicht  ■   Von Matthias Urbach

Berlin (taz) – Auch im vierten Jahr seiner Amtszeit hat es Geschäftsführer Thilo Bode nicht geschafft, Greenpeace International weniger abhängig von den Zuwendungen aus Deutschland zu machen. 1998 kamen 52 Prozent der Mittel von der deutschen Greenpeace-Sektion – 1995 waren es noch 46 Prozent. Das hängt nicht zuletzt mit der guten Verfassung des hiesigen Büros zusammen, dessen Einkommen stabil und die Zahl der Fördermitglieder sogar steigend ist.

Immerhin mussten 1998 alle Greenpeace-Büros zusammen nur einen Rückgang an Nettoeinnahmen um ein Prozent auf 101 Millionen Dollar hinnehmen.

Die Zahl der Förderer ging von 2,5 auf 2,4 Millionen zurück. Der Schwund ist nicht mehr so stark wie früher, 1993 waren es noch über vier Millionen gewesen.

Immerhin konnte Thilo Bode durch kräftiges Sparen sieben Millionen Dollar Überschuss erwirtschaften. Etwa durch die Schließung unrentabler Büros: So wurden die Büros von Norwegen und Finnland mit dem in Stockholm fusioniert, das nun als Nordische Region firmiert. Auch die Büros in Australien und Fidschi mussten sich zum australisch-pazifischen Büro zusammenschließen.

Das Büro in der Ukraine wurde ganz geschlossen, die Büros in Tunesien und Guatemala verkleinert. Innerhalb von drei Jahren sollen alle defizitären Büros vom Tropf der Zentrale genommen werden. Schließlich wird so mehr Geld für Kampagnen frei. Außerdem hofft Bode auf wachsendes Umweltengagement in Südostasien und Indien, wo er die Greenpeace-Präsenz ausbauen möchte.

Das Greenpeace-International-Büro in Amsterdam verwaltet selbst einen Betrag von 31 Millionen Dollar, den neben den Deutschen vor allem Holland, Großbritannien und die USA überweisen. Dafür verwaltet die Zentrale die meisten Schiffe und eine Reihe von internationalen Kampagnen.

Für Bode wird der Umweltschutz immer mehr zum Test für die Demokratie, „Umwelt ist nicht länger von Gesundheit, Demokratie und Wirtschaft zu trennen“. Besonders unangenehm sind dabei die zunehmenden Versuche aus Großbritannien, Greenpeace durch das Einfrieren der Konten und gerichtliche Blockadeverbote unter hoher Strafandrohung den Protest unmöglich zu machen. Nach BP versuchte vor ein paar Wochen auch die britische Nuklearfirma BNFL auf diese Weise Greenpeace schachmatt zu setzen.

Doch in Großbritannien erzielte die Umweltorganisation nach einem eher ruhigen Jahr 1998 endlich mal wieder einen richtig großen Erfolg: Nach Protesten gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel und der Organisation von Verbraucherprotest, nahmen dort im März alle großen Supermärkte ihre genmanipulierten Eigenprodukte aus dem Sortiment. Im Verbraucherschutz sieht der Umweltriese denn auch eine seiner Schwerpunkte für die Zukunft.

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