Es macht zur Zeit keinen Spaß, Grüne zu sein

betr.: „Wirtschaft, küss mich, ich bin der strategische Frühling“, taz vom 13. 8. 99

[...] Wenn's gut geht, dann hat niemand was dagegen, im Gegenteil. Die Aufforderung zu Innovationsbündnissen ist in diesem Fall die reinste Platitude. Aber in der Regel wird es keine Bündnisse mit der Wirtschaft geben können, denn das oberste Ziel der Wirtschaft ist Gewinnmaximierung, und die lässt sich mit den grünen Zielen Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit nur in Sonderfällen – und selbst da oft nur gegen den Widerstand der Wirtschaft – vereinbaren. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass die Wirtschaft schon den Weltuntergang nahen sah, weil sie Umweltforderungen erfüllen sollte, und nachher brachten ihr gerade diese Forderungen den Vorsprung. Erinnert sei an die deutsche Automobilindustrie bei Einführung des Katalysators oder an die Kühlgeräteindustrie, die eine FKW-freie Produktion für nicht möglich hielt, Greenpeace musste erst das Gegenteil beweisen.

Ganz klar, dass wir immer wieder Teilbündnisse suchen werden. Erfolgreich können wir da eventuell beim Mittelstand sein, aber bei Großkonzernen haben uns die WählerInnen den Auftrag zum Widerstand gegeben (gegen weitere Fusionen, gegen ein weiteres Anwachsen der Arbeitslosigkeit und internationaler Ungerechtigkeit, gegen Umweltzerstörung, gegen Spekulationsgeschäfte usw.).

Erst die Unterordnung unter die Nato-Forderungen und nun die Anbiederung an die Wirtschaft: Wahrlich, es macht zur Zeit keinen Spaß, Grüne zu sein! Erika Then, Giengen

Mit dem zehnteiligen Diskussionspapier haben die Grünen das akzeptiert, was sie früher befürchtet haben: dass in Deutschland die Wirtschaft die Hosen anhat. Bestes Beispiel hierfür ist der Atomausstieg, wie wir alle wissen. Trittin, als einer der wenigen, der die Realpolitik noch nicht begriffen hat, wird mit Thesen abgewatscht, in denen es nicht mehr um die Sache, sondern einzig und allein um Machterhalt geht. Roman Kollar, Coburg