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Fan-Devotionalien im Vergleich

Der HSV und St. Pauli: zwei Vereine, deren Fankataloge sich hauptsächlich in der Präsentation unterscheiden. Der Kiez-Club bedient zielsicher das Low-Budget-Image: Bilder aus der Herbertstraße, eine heruntergekommenen Imbissbude und ein Waschsalon dienen als Kulisse für die präsentierten Fanartikel. Ganz anders der HSV: Gänzlich unexperimentell werden die Produkte hanseatisch-nüchtern zur Schau gestellt. Hier ein Spieler mit Trikot und Schal, dort ein Aftershave vor neutral-blauem Hintergrund. Zugleich verdeutlicht der Katalog, dass seine Models in ihrem Hauptberuf besser aufgehoben sind. Besonders Trainer Frank Pagelsdorf kann wohl am Spielfeldrand so manche Million mehr verdienen, als wenn er mit Doppelkinn und Bierbauch für HSV-Shirt und HSV-Trainingshose posiert.

Was die Produkte angeht, unterscheiden sich Erst- und Zweitligist kaum. Der Traum beider Fangruppen scheint es zu sein, in Vereinsbettwäsche aufzuwachen oder per Fan-Zahnbürste für Hygiene im Mundraum zu sorgen. Zwischendurch drückt der konsumbewusste Modell-Fan seine Zigarette im Vereins-Aschenbecher aus, trinkt Bier aus einem der vielen Gläser und holt die Kleinen mit passendem Trikot und Mundgeruch von der Schule ab. Bis auf wenige Ausnahmen, etwa ein HSV-Parfum, dessen Flakon ein billiges Gaultier-Imitat ist, werden beim Devotionalienmarkt beider Vereine männliche Bedürfnisse befriedigt. Wirft mann einen Blick auf die HSV-Unterhose, wird einem klar, warum.

kama/naiv

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