piwik no script img

Langsam kriecht der Schleim

■ Beim NABU-Schneckenrennen musste Merlene Ottey nicht um ihre Jahresbestzeit fürchten / Auch wenn die Jamaikanerin wegen Dopingverdachts gesperrt werden wird

Drei Tage vor Beginn der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Sevilla sollte gestern eigentlich in Bremen eine Sprint-Entscheidung der besonderen Art fallen: Bremens schnellste Rennschnecke sollte in der Geschäftsstelle des Naturschutzbundes (NABU) beim Schneckenwettrennen ermittelt werden.

Doris Petersson, verantwortlich für die Umweltbildung beim NABU Bremen, war unter die Sportveranstalter gegangen, denn der Naturschutzverein organisiert im Sommer wieder ein Ferienprogramm für Kinder. „Schleimige Gesellen“ war das Motto des gestrigen Seminars. Mit dem Kurzstreckenrennen wollte Doris Petersson 16 Kindern die Lebensweise der Schnecken näher bringen. Vier afrikanische Riesen-Achatschnecken und ein weiteres Aquarium mit Schnirkel- und Weinbergschnecken standen deshalb in einem Raum der Geschäftsstelle des NABU Bremen bereit.

„Scheu haben die Kinder keine, die schleimigen Tiere in die Hand zu nehmen“, stellte Doris Petersson überrascht fest. Dabei brauchten sie beide Hände, um die Riesen-Achatschnecken zu halten. Durch die Wärme der Hände werden die afrikanischen Schnecken nämlich aktiv. Und den blauen Pullover eines Mädchens fanden sie anscheinend besonders erkundenswert.

Nach der Einführung über Leben und Fortbewegung der Schnecken, kümmerte man sich schließlich um die Athleten. Aus bunter Pappe bastelten die Kinder unter Anleitung der Biologin schleimfreie Karton-Schnecken. Aus zusammengefalteten „Hexentreppen“ wurden Schneckenhaus und Fühler gebastelt. Ein Bindfaden wurde an der Schnecke befestigt, sein anderes Ende um einen Korken gewickelt – die Papierschnecken waren ebenfalls startbereit. Bindfaden und Korken fallen übrigens nicht unter die Dopingliste.

Das Ferienprogramm des NABU Bremen kam nicht nur gestern gut an: Zum Fledermausfest kamen über 100 Personen. Auch bei der Aktion „Schneckenrennen“ waren alle Seminarplätze blitzschnell vergeben.

Deshalb wiederholt Doris Petersson am nächsten Mittwoch auch noch einmal die Aktion „Schleimige Gesellen“. Wichtig ist der Biologin bei dem Ferienprogramm, dass die Kinder den richtigen Umgang mit der Natur lernen.

Der NABU lädt aber nicht nur in den Ferien und auch nicht nur Kinder zu Ausflügen und Veranstaltungen ein. Das nächste Highlight ist am 28. August die „European Bat Night“. Europaweit finden in dieser Nacht Fledermausexkursionen statt; auch beim NABU in Sulingen bei Bremen. Außerdem gibt es Ausflüge ins Moor im Bremer Umland und Wanderungen zu bestimmten Themen. „Für Schulklassen organisieren wir natürlich auch Aktionen“, sagt Doris Petersson.

Wer wissen will, was sich hinter einem „Insektenstaubsauger“ verbirgt oder auf „Schatzsuche im Zauberwald“ gehen will, sollte sich also für die weiteren Aktionen des Ferienprogramms anmelden.

Ach ja, und Merlene Ottey brauchte gestern dann doch nicht mehr um ihre Jahresbestzeit im Sprint zu zittern. Das Schneckenwettrennen fiel schließlich aus. Nach einem anstrengendem Fototermin hatten die Rennschnecken keine Lust mehr, die 100 Zentimeter in Angriff zu nehmen. kika

Information und Anmeldung unter 339 87 72.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen