: Ein Bündnis der Schwachen
■ Notehe: Drei japanische Banken fusionieren zur größten Bank der Welt
Tokio (taz) – In Japan ist die erste große Bankenallianz nach der schweren Finanzkrise von 1998 im Entstehen. Die drei Großbanken IBJ (Industrial Bank of Japan, DKB (Dai-Ichi-Kangyo Bank) und Fuji Bank haben sich darauf geeinigt, ab Oktober 2000 unter einem Holding-Dach ihre Geschäfte zusammenzulegen. Damit entsteht die global größte Bankengruppe mit einem kombinierten Einlagevermögen von 141 Billionen Yen (1.260 Mrd. Dollar) und überholt die Deutsche Bank, die mit 728 Milliarden Dollar derzeit als Nummer 1 gilt.
In Japan bedeutet Größe aber noch lange nicht Stärke, denn alle drei Banken schrieben im letzten Jahr hohe Verluste, vor allem aus Problemkrediten. „Es gleicht eher einem Verteidigungsbündnis, um heil aus der Finanzkrise zu kommen und sich gegen die ausländische Konkurrenz zu wappnen“, sagt Koyo Ozeki, Finanzanalyst von Merrill Lynch in Tokio.
Spätestens im vergangenen Oktober, als die Regierung 67 Billionen Yen Steuergelder für die Stützung des Finanzsektors bereitstellen musste, war klar, dass die Geldinstitute zu drastischen Maßnahmen gezwungen werden. Seit Oktober sind sechs überschuldete Banken verstaatlicht worden. In der neuen Allianz verbinden sich drei Große, die den Alleingang nicht mehr lange überlebt hätten.
Das Hauptziel sind Kosteneinsparungen. Da sich die 290 Filialen der Fuji Bank mit den 370 Filialen der DKB in den Großstädten weitgehend überlappen, wird es zu massiven Entlassungen kommen. Die drei Banken beschäftigten Ende März rund 35.700 Leute. Finanzanalysten schätzen, dass ein Drittel der Belegschaft bis im Jahr 2003 abgebaut werden muss, damit der neue Koloss überhaupt Gewinne schreiben kann.
Nicht viel gesünder präsentieren sich die übrigen 14 Großbanken. Weitere Allianzen werden demnächst erwartet. Nach einem Plan der Finanzaufsicht sollen am Ende nur noch sechs Bankengruppen übrig bleiben. André Kunz
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