■ Deutschland Tagebuch: 20. August 1999: Erich Honecker lässt Wahlhausen grüßen
Der Tag:
In der Ost-Berliner Vertretung der BRD harren weiterhin 116 Ausreisewillige aus. Ein Botschaftssprecher teilt mit, die Festsitzenden hätten die jüngste Fluchtwelle in Ungarn „mit großem Interesse verfolgt“.
Der Westen:
Kanzleramtsminister Rudolf Seiters (CDU) besucht das Aufnahmelager in Gießen, in dem die über Ungarn geflüchteten ehemaligen DDR-Bürger untergebracht sind. Seiters orakelt: „Es ist eine ganz wichtige nationale Aufgabe“, alles zu tun, „um den Boden zu bereiten, damit hier schnell geholfen wird.“
Der Osten:
Erich Honecker lässt den „betroffenen Bürgern Wahlhausens“ seine Grüße übermitteln. Der Ort ist zwei Tage zuvor von einem Gewehrschützen aus dem Westen ins Visier genommen worden. SED-Vertreter vor Ort versprechen den Bürgern „unverzügliche Hilfe für den materiellen Schaden“, der durch die 55 Einschüsse entstanden ist.
Schlagzeile in der taz:
„DDR-Flüchtlinge jetzt in Gießen“
Schlagzeile in Neues Deutschland: „Uhrenwerker vergrößern die eigene Schaltkreis-Basis“ bd
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