: Zankapfel Verfassung
■ Proteste auf den Philippinen
Manila (dpa) – Hunderttausende Menschen haben gestern auf den Philippinen gegen die von Präsident Joseph Estrada geplanten Verfassungsänderungen demonstriert. Angeführt von der früheren Präsidentin Corazon Aquino und dem katholischen Kardinal Jaime Sin protestierten Hunderttausende gegen alle Versuche, die Verfassung von 1987 zu reformieren. „Wir lassen uns nicht noch einmal täuschen“, sagte Sin in Anspielung auf die Zeiten der Diktatur unter Ferdinand Marcos.
Mehr als eine Million Menschen nahmen gleichzeitig in Manila an einer Kundgebung der christlichen Massenbewegung „El Shaddai“ teil, die Estrada unterstützt. „Mir geht es nur um das Wohl der Mehrheit“, sagte der Präsident dort. Seine Pläne sehen vor, rechtliche Hindernisse für eine wirtschaftliche Liberalisierung aus dem Weg zu räumen und die Philippinen für Auslandskapital zu öffnen. „Wir müssen unsere Verfassung an die globalen Realitäten anpassen“, forderte er.
Seine Gegner befürchten jedoch, dass der Staatschef die demokratischen Errungenschaften der Revolution von 1986 über Bord werfen und die Begrenzung der Amtszeit des Präsidenten auf sechs Jahre abschaffen will. Gelbe Fahnen und T-Shirts bei der Anti- Estrada-Demonstration erinnerten an die Volksbewegung, die den Diktator Marcos ins Exil trieb und Aquino an die Regierung brachte.
Es waren die massivsten Proteste gegen Estrada seit seiner Wahl im Mai 1998. Fast 10.000 Sicherheitskräfte konnten Zwischenfälle verhindern. Auch Estradas Vorgänger Fidel Ramos war mit Plänen zu einer Verfassungsreform am Widerstand vor allem der katholischen Kirche gescheitert.
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