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Einhandtoasten im fernen Osten   ■  Von Carola Rönneburg

Das Leben ist komplizierter geworden. Um eine Scheibe Brot zu toasten, muss man heute mehr tun als einen Schalter umlegen. Der moderne Toaster verlangt Vorentscheidungen: Er verfügt über eine elfstufige Röstgradwahl mit Röstgradkonstante. Es gilt also, zunächst den Röstgrad festlegen, damit der Toaster seine verschiebbare Quarzheizung sowie die optische Leuchtdiodenablaufanzeige aktiviert. Die wiederum gibt Aufschluss über den aktuellen Bräunungsgrad – die letzte Bräunungsgradeinstellung ist speicherbar –, während sich die verschiebbare Heizung automatisch der Dicke des sogenannten Röstgutes anpasst. Wenn man den Toaster jetzt kippt, schaltet er sich automatisch ab. Wenn nicht, kommt die Brotscheibe dank eines raffinierten Soft-Lift-up-Systems wieder zum Vorschein und ist aufgrund falscher Röstgradwahl natürlich trotzdem verkohlt.

Warum das so ist? Weil Perfektion natürlich nichts mit technischen Hilfsmitteln zu tun hat. Auf dem Weg zu ihr muss man viele, viele Röstgradstufen nehmen. Es kann ein Leben lang dauern, bis man sich endlich Toastmeister nennen darf.

Ein Toastmeister hält nichts von Krümelschubladen, Brötchenaufsätzen oder Kabelaufwicklung: Sein Werkzeug ist ein zweitüriger Klapptoaster der ersten Toastergeneration. Als Röstgut verwendet der Toastmeister jedoch gern die erst seit kurzem angebotenen runden Toastbrötchen.

Wenn der in seinen Toastmeistermantel gewandete Toastmeister frühmorgens seine Kunst zeigt, schaltet er zunächst den Toaster ein. Dann schneidet er sorgfältig ein Toastbrötchen auf, legt die beiden Hälften jeweils mit der glatten Seite nach innen hinter die Klappen und schlägt die Zeitung auf. Für den Toastmeisterschüler beginnt an dieser Stelle die Lektion. Er kann den Blick nicht vom Toaster wenden. Trotz Schlaftrunkenheit von Unruhe erfasst, stellt er sich die ersten elementaren Fragen des Tages: Wie lang ist eine Minute? Reicht eine Minute? Und wie riecht eine Minute?

Der Toastmeister denkt darüber nicht nach. Er sitzt schweigend am Tisch, nur seine halb geschlossenen Augen verraten höchste Konzentration. Bedächtig blättert er mit der linken Hand eine Zeitungsseite um und vertieft sich wieder in einen Artikel; die rechte Hand öffnet währenddessen langsam eine Toastertür. Der Schüler staunt: Die Toastbrötchenhälfte klebt nicht etwa halb verbrannt an den Heizdrähten fest, sondern löst sich, au point geröstet, vom glühenden Hintergrund und sinkt mit der gebackenen Seite zuunterst auf die Toasterklappe, bereit zum Wenden.

Auch jetzt sieht der Toastmeister nicht hin, ob der richtige Röstgrad erreicht ist – als Röstgradkriterium dient ihm allein das leicht schabende Geräusch des gleitenden Toastbrötchens. Kurz vor Ende der zweiten Bräunungsphase nimmt der Toastmeister einen rituellen Schluck Tee, dann schaltet er den Toaster ab. Erneut verfährt er nach seinem bereits beschriebenen Soft-Glide-down-System und entnimmt dem Gerät das perfekt geröstete Röstgut. Er verteilt die Toastbrötchenhälften auf Teller und spricht dazu mehrere scheinbar unzusammenhängende Sätze aus seinem Toastmeisterrepertoire, die der Toastmeisterschüler nicht versteht. Noch nicht versteht.

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