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SPD will Grundschule quotieren

■  Fraktionschef Böger fordert, Ausländeranteil auf 40 Prozent zu begrenzen. CDU hält den Vorschlag für „nicht durchdacht“. SPD-Spitzenkandidat Momper verspricht kürzere Schulzeit und Einstellung von Lehrern

Vertauschte Fronten zwischen CDU und SPD – jetzt auch in der Schulpolitik. „Es sollten auf keinen Fall an einer Grundschule mehr als 40 Prozent Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache zugelassen werden“, empfiehlt der Bericht der Arbeitsgruppe „Berliner Bildungsdialog“, die im Auftrag der SPD-Fraktion Empfehlungen für die Berliner Schulpolitik erarbeitet hat (die taz berichtete). Bei der offiziellen Vorstellung des Papiers legte Fraktionschef Klaus Böger gestern noch einmal nach: Sei diese Quote durch einen neuen Zuschnitt der schulischen Einzugsbereiche nicht zu verwirklichen, dann schließe er nicht aus, „dass wir in dem einen oder anderen Fall einen Bus organisieren“. Die Kinder müssten dann Schulen in anderen Stadtteilen besuchen.

Eine solche „Verschickung“ quer durch die Stadt lehnte die schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Marion Kittelmann, gestern strikt ab. Der Vorschlag sei „nicht durchdacht“. Stattdessen empfehle es sich, die Sprachkenntnisse bereits ein Jahr vor der Einschulung zu überprüfen und die angehenden Schüler bei Bedarf in eine Vorklasse mit intensivem Deutschunterricht zu schikken. „Die Kinder lernen sehr schnell Deutsch“, sagte Kittelmannn, „man muss es nur wollen“.

Die SPD-Führung will indes auch an anderen Stellen den Vorschlägen der Experten folgen und damit sozialdemokratische Tabus brechen. So versprach Spitzenkandidat Walter Momper, die Schulzeit bis zum Abitur von 13 auf 12 Jahre zu verkürzen. In dieser Frage sei er ein „Überzeugungstäter“, sagte Momper. Nur Schüler, die erst nach der zehnten Klasse auf ein Gymnasium wechseln, sollen insgesamt 13 Jahre lang die Schulbank drücken.

Trotz der Finanznot des Landes will Momper der Empfehlung der Kommission nachkommen, im kommenden Jahrzehnt ausscheidende Lehrkräfte durch jährlich knapp 700 Neueinstellungen zu ersetzen. „Was man hier mehr ausgibt, muss woanders eingespart werden“, fügte er jedoch hinzu.

Böger sprach sich außerdem für eine stärkere Leistungsdifferenzierung in der Grundschule und für eine Qualitätssicherung durch zentrale Prüfungen aus. Außerdem sollen die Schulen mehr Selbständigkeit erhalten. Durch praxisorientierten Unterricht in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft soll erreicht werden, dass weniger Jugendliche als bisher die Schule ohne einen Abschluss verlassen.

Die Grünen begrüßten das Umdenken der Sozialdemokraten in der Schulpolitik. Das Papier sei „eine gute Grundlage für Rot-Grün“, sagte die bündnisgrüne Bildungsexpertin Sybille Volkholz: „Wir würden uns hervorragend einigen können.“ In vielen Fragen sei auch ein Konsens mit der CDU möglich.

Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) war bei der Vorstellung des Papiers nicht anwesend. Böger betonte jedoch, die Reformvorschläge bedeuteten „keine Kritik“ an Stahmer. Die ganze Partei haben einen „Lernprozess“ vollzogen. Als der Momper-Senat 1990 in Ostberlin das 13. Schuljahr eingeführt habe, habe die Partei „vielleicht eine Chance vergeben“. Ralph Bollmann

Bericht Seite 20

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