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Der Tod eines Titels

■ Langeweile in der Flora & Fauna Lounge: Die Zeitschrift Park & Ride ist eingegangen

Man geht neben den Hackeschen Höfen in einen pittoresken Hinterhof, geht vorbei an Touristen, an einer bettelnden Frau, an Leuten, die ins Kino Central streben. Denn das Central ist eines der Kinos, in denen das BerlinBETA-Filmfestival stattfindet. Über dem Central, in der Museumsakademie, findet – gleichfalls zur BETA – die Flora & Fauna Lounge eine kurzfristige Heimat. Das Konzept der Lounge ist einfach: Was neu ist, ist interessant. Man nehme verschiedene Lichtkünstler, Zeitungsmacher oder Clubkonzepte, reiche an diese jeweils für einen Abend die Räume weiter und lasse sie sich vorstellen, darstellen – oder verabschieden.

Denn, und das konnte zum Zeitpunkt der Planung noch niemand wissen, die Hamburger Lifestyle-Zeitschrift Park & Ride, an die der vergangene Freitagabend vergeben worden ist, war vor kurzem eingegangen. Die Meldung erreichte das breite Publikum kaum, denn ein Verkaufsschlager war die kleine Zweimonatszeitschrift in ihrer kaum einjährigen Existenz noch nicht geworden – die Medienbranche aber reagierte entsetzt. Bei allen konzeptuellen Mängeln, die Park & Ride aufwies, und auch angesichts der anachronistischen Hingezogenheit der Layouter zu Pastelltönen hatte es die Zeitschrift als Erste gewagt, eine „deutsche i-D“ am Markt etablieren zu wollen, also ein Magazin, das Mode, Produktempfehlungen, Plattentipps und Politik in einem Mix aus Layout und herausragend geschriebenen Artikeln zu präsentieren versucht. Zwar hat Park & Ride diesen Anspruch nicht immer einlösen können, dennoch hatte man sich nach einer baldigen Neubesetzung der Chefredaktion zu einer Zeitschrift gemausert, die nicht mehr hinter der SPEX oder der BLOND zurückstehen musste. Die Kioskbetreiber hatten Mühe, die Zeitschrift in ihre Regale einzuordnen, denn in Zeiten umfassender Special-Interest-Allüren ist eine rundes, hedonistisches Konzept eine ungewohnte Sache. Insofern war es kaum verwunderlich, dass die Park & Ride mit einer Auflagenhöhe an die Kioske ging, die deutlich unter der Auflage lag, bei der vor ein paar Jahren die Tempo eingestellt wurde. Was letztlich auch zum Tod des Titels führte, wie Chefredakteurin Anne Philippi erzählt. Da kein potenter Verlag hinter dieser Zeitschrift stand und Park & Ride die Investitionskosten binnen kurzer Zeit nicht herausholen konnte, wurde sie bei völlig akzeptablen Verkäufen eingestellt.

Am Freitag, in der Flora & Fauna Lounge, konnte man von all dem Bemühen, das hinter der Zeitschrift stand, nichts mehr spüren. Der Eintritt – als Spende für die Hinterbliebenen gedacht – wurde eher halbherzig kassiert, Benjamin von Stuckrad-Barre, der cool lesen sollte und wollte, sah in der Hauptsache nur gut aus, der gleichfalls angekündigte Christian Ulmen war erst gar nicht gekommen und die Musik war langweilig. Später fiel sie gleich ganz aus, da offenbar die DJs gegangen waren. Der Party tat das nicht unbedingt Abbruch, Berlin feierte mit sich und für sich selbst.

Jörg Sundermeier

Die Flora & Fauna Lounge in der Museumsakademie ist bis zum 4. September täglich ab ca. 21 Uhr geöffnet.

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