piwik no script img

■ Die Fusion der französischen BankenDreierhochzeit in Paris wurde verboten, nun warten neue Freier aus dem Ausland

Paris (rtr/dpa) – „Das ist ein echtes Attentat auf Frankreichs Nationalinteressen“, kommentierte der französische Innenminister Jean-Pierre Chevènement die Entscheidung der französischen Bankenaufsicht Cecei vom Freitagabend. Denn die hatte die feindliche Übernahme der Société Générale durch die Banque Nationale de Paris (BNP) endgültig scheitern lassen. Damit wird es vorerst kein französisches Triumvirat geben, das unter den größten Banken der Welt mitgemischt hätte.

Nach der Entscheidung der Pariser Cecei muss die BNP ihre Anteile an der Bank Société Générale (SocGen) wieder verkaufen. BNP habe nicht zeigen können, dass sie mit ihrem Anteil von 31,8 Prozent der Stimmrechte die volle Kontrolle über SocGén habe, erklärte die Aufsicht nach einem elfstündigen Treffen in Paris. Damit fürchten französische Politiker, dass die nach weltweiten Maßstäben eher kleine Société Générale von einem ausländischen Kreditkonzern übernommen wird.

Im Februar hatte BNP auf die Ankündigung einer freundlichen Übernahme von Paribas durch SocGén mit einem feindlichen Kaufangebot an die Aktionäre beider Banken reagiert. Die BNP erhielt zwar mehr als 65,2 Prozent der Stimmrechte von Paribas, bei SocGén jedoch nur 31,8 Prozent der Stimmrechte. Trotzdem vertrat BNP in den Verhandlungen mit der Bankenaufsicht die Auffassung, sie habe die „effektive Kontrolle“ über beide Kreditinstitute erlangt. SocGén war gegenteiliger Meinung und bestand auf ihrer Unabhängigkeit.

Dresdner-Bank-Sprecher Stefan Lutz sagte unterdessen, wie von Vorstandschef Bernhard Walter im April angekündigt wolle das Frankfurter Institut seine Kooperation mit der BNP vertiefen. „Es spielt keine Rolle, ob BNP allein ist, Teil eines Paars oder einer Troika“, sagte Lutz am Sonntag auf Anfrage von Reuters. Denkbar sei auch eine Erhöhung der bestehenden Überkreuzbeteiligungen beider Institute. Diese belaufen sich zurzeit auf jeweils rund 1 Prozent.

Analysten begrüßten die Entscheidung, da nun die Unsicherheit um die Zukunft der französischen Banken erst einmal vorbei sei. Obwohl der Plan der BNP scheiterte, ist nach der Ansicht von Branchenbeobachtern nun die SocGén in Zugzwang. Das Institut müsse seine Größe mindestens verdoppeln.

SocGén-Präsident Daniel Bouton kündigte an, eine Partnerbank im europäischen Ausland zu suchen, voraussichtlich in Spanien oder Italien.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen