Korruptionsverdacht erhärtet sich

■  Russischer Ermittler bezeichnet Presseberichte über Verstrickung russischer Politiker in die Geldwaschaffäre größtenteils als wahr. Derweil recherchiert sein Kollege in der Schweiz

Moskau/ Genf/ Washington (dpa) – Die Medienberichte über den Korruptionsskandal, in den auch der russische Präsident Boris Jelzin verwickelt sein soll, sind nach Angaben eines ranghohen russischen Ermittlers größtenteils wahr. „Zumindest 90 Prozent des Veröffentlichten stimmt und die Ermittlungsbehörden verfügen über entsprechende Dokumente“, sagte Ermittler Georgi Tschuglasow gestern. Er nannte jedoch keine weiteren Einzelheiten und ließ offen, ob auch die Vorwürfe gegen Jelzin begründet sind. Tschuglasow hatte bis vergangenen Freitag die Ermittlungen über die mutmaßliche Bestechung ranghoher Kreml-Beamter durch die Schweizer Firma Mabetex geleitet. Er war als Chefermittler in dieser Sache abgelöst worden, blieb jedoch erster stellvertretender Leiter der Hauptermittlungsabteilung der Generalstaatsanwaltschaft.

Den bisherigen Medienberichten zufolge sollen Jelzin und seine Familienmitglieder sowie Kreml-Finanzchef Pawel Borodin in die Affäre verwickelt sein. Die Firma Mabetex habe Schmiergelder gezahlt, um an lukrative Aufträge zur Renovierung des Kremls und anderer Regierungsgebäude zu kommen. Für Jelzin sei eine Million Dollar auf ein Konto in Ungarn überwiesen worden, hieß es.

Unterdessen reiste ein anderer russischer Ermittler, Nikolai Wolkow, in die Schweiz. Dabei sollten unter anderem der Fall Mabetex und die Affäre um eventuell unterschlagene Aeroflot-Gelder erörtert werden, sagte der Sprecher der Schweizer Bundesanwaltschaft, Dominique Reymond. In der Aeroflot-Affäre ist der Jelzin-Vertraute und Unternehmer Boris Beresowski unter den Verdächtigen. Die Schweizer Justiz hat bereits zahlreiche Dokumente an die russischen Ermittler übergeben.

In eine andere Affäre, den Skandal um mutmaßliche Geldwäsche durch die russische Mafia an der Bank of New York, soll auch der russische Expremier Wiktor Tschernomyrdin verwickelt sein. Das berichtete das Nachrichtenmagazin Newsweek. Tschernomyrdin soll nach Informationen des amerikanischen Geheimdienstes CIA seit langem geschäftliche Verbindungen zu Semjon Mogilewitsch, einem mutmaßlichen „Paten“ der russischen Mafia, unterhalten haben.