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Der animierte Mops

Die „animation-school-hamburg“, Deutschlands einzige Schule für Trickfilm, macht fit für den multimedialen Arbeitsmarkt  ■ Von Uta Caspary

Möpse, Lemminge, Knubbelnasen – sie alle werden zum Leben erweckt von den kleinen Göttern der Phantasie, den Trickfilm-Desig-nern. Animation, das ist harte Arbeit – pedantisch, vorausschauend und vor allem geduldig: Man muß auch mal eine Figur zwanzig Mal am Tag zeichnen können.

Daß Animation ohne hochspezialisierte Teamarbeit unmöglich wäre, haben die ersten erfolgreichen AbsolventInnen der „anima-tion-school-hamburg“ spätestens bei der Produktion ihrer Abschlussfilme gemerkt. In fünfköpfigen Teams durchliefen die sechzehn angehenden Trickfilmer die einzelnen Produktionsstufen: Angefangen beim Schreiben des Storyboards über das Design von Charakteren und Örtlichkeiten, Animation und Kolorierung bis hin zu Schnitt und Vertonung. „Jede und jeder hat einen eigenen Schwerpunkt gewählt“, erläutert Gerrnit Karius, der sich direkt nach dem Zivildienst bei der einzigen Animationsschule Deutschlands beworben hat. „Bild für Bild muss bis ins Detail geplant sein“ – bei bis zu 24 Bildern pro Sekunde gar nicht so ohne, vor allem wenn der Blick für das Ganze nicht verloren gehen darf.

Für Absolventin Ulrike Barth aus Heidelberg war „Trickfilmen schon immer der Traum“. Die Heterogenität der Gruppe hat die 30-jährige nie als kontraproduktiv, vielmehr als Bereicherung empfunden. Daß der Älteste 36 und der Jüngste 17 Jahre alt ist, daß die Vorbildung von der Schule bis zum abgeschlossenen Graphikdesign-Studium reicht, sei „völlig nebensächlich, wenn man zeichnerisch auf einem Stand“ sei. Die gelernte Graphikdesignerin fügt lachend hinzu: „Wenn ich alleine einen Trickfilm mache, brauch ich dafür mindestens ein Jahr – für ein paar Minuten Spielzeit“.

Für die Gemeinschaftsproduktion unter dem übergreifenden Motto „verspätet“ wurde fünf Monate lang eifrig gezeichnet, geknetet und geschnitten – manchmal bis tief in die Nacht. Der „Klassen-Teenie“ Björn (17), der nach der Gesamtschule direkt in die Trickfilmerei einstieg, findet, dass die Ausbildung „alle Versprechungen“ gehalten habe. Anne Hofmann hat vorher Visuelle Kommunikation in Wien studiert und auch schon Berufserfahrung gesammelt. „Ich wollte aber auf keinen Fall in einem Bereich hängenbleiben, sondern einen breiteren Einblick in die Branche bekommen“, erklärt sie ihre Entscheidung für die animation-school.

Nicht nur Spezialisten in Sachen Trickfilm, sondern generell fit für den multimedialen Arbeitsmarkt – ob Werbung, Internet oder Computerspieledesign – sind die AbsolventInnen, so Projektleiterin Barbara Wienecke. Unterstützt und angelernt wurden die SchülerInnen von Experten der Hamburger Trickfilmstudios sowie der internationalen Branche. Begleitende Praktika und eigene Aufträge verhelfen zu ersten Kontakten und erleichtern die Eigenbeteiligung von 300 Mark pro Monat.

„Auf dem Lehrplan steht die traditionelle Erstellung von Trick- und Animationsfilmen an vorderster Stelle“, sagt die Koordinatorin. Computergestützte Arbeitsweise gehöre selbstverständlich auch dazu, z.B. beim Kolorieren oder beim „Lipsync“ – der exakten Abstimmung von Gesten und Mundbewegungen der Trickfiguren mit den Stimmen der Synchronsprecher. Oft bleibt der Computer aber nur Mittel zum Zweck: „Leben und Charakter können wir unseren Figuren nur selbst einhauchen“, versichert der passionierte Zeichner Uwe Saegner.

Animationsszenen, die sich auf dem Profimarkt sehen lassen können – bei der Vorführung der drei Abschlußfilme in der Ottenser Künstlerschmiede kann man nur staunen. Kein Wunder, daß die Jobperspektiven auf dem internationalen Markt sehr gut sind: Alle diesjährigen AbsolventInnen sind bereits untergekommen.

animation-school-hamburg (Ansprechpartnerin: Barbara Wiene-cke), Hohenesch 13, 22 765 Hamburg, 040/ 39 88 19-111; Fax 040/ 39 88 19-131.

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