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Uniformierter Zivildienst mit der Waffe

■ KFOR und UÇK bewegen sich, was die Entwaffnung der Miliz angeht, nach KFOR-Angaben in Pristina auf einen Kompromiss zu

Berlin (taz) – Die Zukunft der UÇK-Miliz ist noch immer ungeklärt. Während UÇK-Generalstabschef Agim Ceku nach einem Gespräch mit Bundesverteidigungsminister Scharping am Donnerstagabend in Priština unmissverständlich betonte, „die UÇK wird nicht entwaffnet“, besteht die KFOR offiziell darauf, dass die Truppe, wie im Juni vereinbart, bis zum 19. September alle ihr verbliebenen Waffen einlagern müsse und ihre Kämpfer keine Uniform mehr tragen dürften. Das bestätigte Oberstleutnant von der Osten, Sprecher der KFOR in Priština, gestern gegenüber der taz. Danach solle die Umwandlung in eine Organisation mit ausschliesslich zivilen Aufgaben folgen.

UÇK-Chef Ceku stimmt zwar einer Umwandlung der Miliz zu, seiner Auffassung nach gebe es aber „einen großen Unterschied zwischen der Entwaffnung der UÇK und ihrer Demilitarisierung“. Nach wie vor wolle die UÇK die „Armee des Kosovo“ werden. Offen seien lediglich „die Größe, die Stärke und der Name“.

Angesichts der neuen politischen Kräfteverhältnisse und der anhaltenden Spannungen im Kosovo scheint die KFOR sich auf einen Kompromiss vorzubereiten. Nach Informationen der britischen Tageszeitung The Guardian, die sich dabei auf Quellen in den Vereinten Nationen und der KFOR beruft, könne die UÇK in eine der US-Nationalgarde vergleichbare Organisation umgewandelt werden. Die Truppenstärke solle von derzeit etwa 8.000 Mann auf 2.500 bis 3.000 reduziert werden. Sie solle lediglich für zivile Aufgaben wie den Einsatz bei Naturkatastrophen eingesetzt werden, könne aber in Uniformen auftreten und Waffen tragen. Als Namen käme „Kosovo-Korps“ oder „Kosovo-Notdienst“ in Frage.

Oberstleutnant von der Osten präferiert dagegen das „Modell Technisches Hilfswerk“ (THW) aus Deutschland, also einer Organisation, die, im Gegensatz zur US-amerikanischen „Nationalgarde“, unbewaffnet ist.

Wie brisant die Frage der Entwaffnung ist, zeigt ein Waffenfund. KFOR-Soldaten haben am Donnerstag im Süden der Provinz nahe der Ortschaft Rogovo mehr als 500 Waffen gefunden, darunter 250 Schnellfeuergewehre und 50 Maschinengewehre. Dies teilte ein KFOR-Sprecher am Freitag in Priština mit. Ob es sich dabei um Waffen der UÇK oder ein verstecktes Lager jugoslawischer Einheiten handelt, darüber machte er zunächst keine Angaben. Boris Kanzleiter

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