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Kein guter Wille

■ Vertriebene beklagen „Leichentuch des Schweigens“ und wollen symbolisch heim

Stuttgart (AP) – Der Bund der Vertriebenen (BdV) unterstützt nach den Worten seiner Präsidentin Erika Steinbach die Osterweiterung der EU. Steinbach bekräftigte am Sonntag beim 50. Tag der Heimat in Stuttgart jedoch die Forderung an Polen, Tschechien und Slowenien, die Dekrete zu den Vertreibungen von Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg rückgängig zu machen.

„Diese Vertreibungen sind eine bis zum heutigen Tage ungelöste offene Menschenrechtsfrage, eine Wunde“, sagte Steinbach. Das „internationale Leichentuch des Schweigens“ habe weiteren Vertreibungen den Weg geebnet. Vor allem in Polen und Tschechien sei bis heute kein guter Wille zu erkennen, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, kritisierte die BdV-Präsidentin. Eine Einladung zur Rückkehr wäre ein symbolischer Akt. Das Problem müsse genauso aufgearbeitet werden wie auch die nationalsozialistische Vergangenheit von Deutschland.

Die Vertriebenen verlangen vor allem die Aufhebung der sogenannten Beneš-Dekrete in der damaligen Tschechoslowakei, in denen die Vertreibung Deutscher und die entschädigungslose Enteignung gerechtfertigt werden.

Steinbach bekräftigte die Pläne der Organisation, in Berlin ein Dokumentationszentrum zur Erinnerung an das Leid der rund 15 Millionen vertriebenen Deutschen zu errichten. Für das Vorhaben hätten Bund und Länder ihre Unterstützung zugesagt. Das Stiftungskapital soll rund 160 Millionen Mark umfassen.

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