Deutsche arbeiten kurz, aber produktiv

■ ILO-Studie: Die längsten Arbeitszeiten gibts in Asien

Berlin (taz) – Nicht nur Reichtum und Armut sind ungleich verteilt. Während weltweit rund eine Milliarde Menschen arbeitslos oder unterbeschäftigt sind, jobben Frauen und Männer anderswo auf zwei oder drei verschiedenen Arbeitsplätzen. Kein Wunder, dass sich auch die Jahresarbeitszeiten auseinanderentwickeln. Nach einer gestern veröffentlichten Studie der UN-Arbeitsorganisation ILO zur Arbeitsmarktlage in 240 Ländern und Regionen verbringen Beschäftigte in den Entwicklungs- und Schwellenländern Süd- und Ostasiens rund 50 Prozent mehr Zeit mit Erwerbsarbeit als ihre Kollegen in Deutschland.

Am längsten geschuftet werden muss in Malaysia, Thailand, Bangladesch, Hongkong, Singapur und Sri Lanka: im Durchschnitt zwischen 2.200 und 2.300 Arbeitsstunden im Jahr. Von den Industrieländern kann da nur die USA mithalten. Hier verbringen die Beschäftigten rund 2.000 Stunden an ihren diversen Arbeitsplätzen. Ihre deutschen Kollegen müssen mit nur rund 1.560 Stunden fast ein Viertel weniger arbeiten – und sie erwirtschaften nur rund 16 Prozent weniger, nämlich 46.100 US-Dollar pro Kopf.

Der Abstand wird zunehmend geringer: Die Produktivitätssteigerung in Deutschland und den westeuropäischen Nachbarländern liegt mit rund 3 bis 3,5 Prozent stabil über der US-amerikanischen, so dass deren langjähriger Vorsprung seit Anfang der 90er-Jahre zusammenschmilzt. Auch gegenüber Japan, Südkorea und sogar Thailand verlieren die USA an Boden. Während Japan von 1980 bis 1996 um rund 43 und Thailand sogar um 141 Prozentpunkte zulegen konnte, kamen sie nur auf plus 22 Prozent. bw