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Künstlich keine Übernahme von Pflege-Azubis?

■ Grüne: Senatspläne zum Personalabbau in den Krankenhäusern sind Kartell gegen Junge

Als „völlig inakzeptabel“ hat gestern der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Bernd Köppl, die Vorlage von Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU) zur Finanzierung des sozialverträglichen Personalabbaus in den städtischen Krankenhäusern kritisiert: „Sie vernichtet die Zukunftschancen der jungen Ärzte und nimmt den neu ausgebildeten Krankenpflegekräften bis 2005 faktisch jede Arbeitsmöglichkeit.“ Ein solches Kartell gegen die Jungen müsse verhindert werden.

Nach der Senatsvorlage könne, so Köppl, bis 2003 keine einzige Krankenpflegekraft, die ihre Ausbildung abschließt, in den städtischen Kliniken neu angestellt werden. Im Jahr 2004 sollen es 10 AbsolventInnen sein. In Berlin verlassen jährlich 1.100 Krankenpflegekräfte die Ausbildungsstätten, 85 Prozent davon Frauen. Darüber hinaus sollen keine auslaufenden Zeitverträge für ÄrztInnen in der Facharztausbildung mehr verlängert werden. „Damit wird das angestrebte Ausbildungsziel zum Facharzt nahezu unmöglich gemacht“, kritisiert Köppl. Schon im nächsten Jahr betreffe dies 391 befristete Arbeitsverträge.

Grundsätzlich gebe es zum Personalabbau aber keine Alternative, sagte Köppl. Insgesamt sollen in den nächsten Jahren knapp ein Viertel aller Stellen abgebaut werden: Rund 4.500 der 20.000 Arbeitsplätze in den städtischen Kliniken stehen zur Disposition.

Der Sprecher der Gesundheitsverwaltung, Christoph Abele, dementierte die kritisierten Pläne gestern auf Anfrage. Sowohl für junge Ärzte als auch für Krankenpflegekräfte würden in Zukunft Stellen zur Verfügung stehen. Konkrete Zahlen wollte er jedoch nicht nennen. Bei den Pflegekräften hänge dies davon ab, inwieweit die Beschäftigten vom Angebot der Altersteilzeit Gebrauch machten, so Abele. Die so entstehenden Finanzierungsspielräume seien noch nicht quantifizierbar. „Köppl betreibt reine Wahlkampfpolemik“, sagte Abele. Richard Rother

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