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Purzelbäume schlagen

■ Baustopp in Altenwerder sorgt in der Wirtschaftsbehörde für Verwirrung

Nicht jeder in der Wirtschaftsbehörde ist so cool wie Staatsrat Heinz Giszas. Der sieht den montäglichen Beschluß des Verwaltungsgerichts zum vorläufigen Hafenerweiterungs-Stopp in Altenwerder (taz berichtete) „ganz nüchtern“, weil die Entscheidung „inhaltlich mit der Sache Altenwerder nichts zu tun hat.“ Auch die stets gefürchteten „Millionenverluste“, die durch die geringste zeitliche Verzögerung entstehen würden, spielt er herunter: „Eventuell entstehen jetzt etwas kostenaufwendigere Maßnahmen. Sobald aber dem Sofortvollzug stattgegeben wird, fangen wir mit den Arbeiten an, die einzig der Sicherheitsverbesserung der Deiche dienen und die Rechte Dritter nicht betreffen.“ (Dazu gehört nicht – wie von der taz gestern als zugegeben mißverständlicher Scherz berichtet – die „Demontage des Friedhofs“. Friedhof und Kirche blieben auch im Falle der Hafenerweiterung erhalten.)

Seinem leitenden Amts-Nachfolger bei Strom- und Hafenbau, Ulrich Hensen, ist solch schauspielerisches Talent nicht vergönnt. Hensen überlegt schon, „welche Purzelbäume wir schlagen müssen, um den Zeitablauf nicht zu gefährden“. Denn anders als Giszas beziffert der Strom- und Hafenbauer die Verluste bei einjähriger Baubeginn-Verzögerung „auf einige Millionen einschließlich Steuereinnahmen“. Um „die zeitlichen Verzögerungen aufzuholen“, schreckt Hensen auch vor „ungewöhnlichen Maßnahmen“ nicht zurück. Ausnahmegenehmigungen für das Roden von Bäumen außerhalb der gesetzlichen Schonfristen wollte er nicht ausschließen.

Wie die Hafenerweiterung überhaupt finanziert werden soll, wußte Hensen gestern noch nicht: „Ich weiß nur, daß ein Finanzierungskonzept vorgelegt werden soll.“ Sein Vorgesetzter Giszas hatte hingegen noch am Montag behauptet, bereits ein Finanzierungskonzept vorgelegt und an einem Ort versteckt zu haben, wo es „für die taz unauffindbar“ sei. Womit er angesichts der offenbaren Nicht-Existenz wohl recht hat.

Heike Haarhoff

Weiterer Bericht Seite 6

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