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Internationales Schuften

■ Kulturschock und ein Stückchen Weltfrieden beim gemeinsamen Arbeiten und Leben im Workcamp

In den Urlaub fahren, um zu arbeiten? Warum nicht. Denn was ist schon der Strand von Mallorca gegen das Restaurieren einer Dorfschule in Mexiko? Wie langweilig erscheint die Adventure-Tour gegen die Wiederaufforstung im Ecuador!

So jedenfalls werben die Broschüren der zahlreichen Austausch- und Friedensorganisationen um arbeitswütige StudentInnen. Workcamps und Freiwilligendienste gibt es inzwischen in fast allen Ländern der Welt. Für meist drei Wochen treffen sich junge Menschen im Alter von 16 bis 26 Jahren, um an einem gemeinnützigen Projekt im In -oder Ausland mitzuarbeiten. Die Gruppe besteht aus 10 bis 20 TeilnehmerInnen und ist für die Gestaltung des Campalltags selbst verantwortlich. Gearbeitet wird in der Regel 25 Stunden die Woche. Es gibt Umwelt- und Naturschutzcamps, in denen in Zusammenarbeit mit lokalen Umwelt- und Forstämtern Renaturierungsarbeiten oder Waldschutzmaßnahmen durchgeführt werden. In Restaurierungscamps helfen die CampteilnehmerInnen bei Bau und Erhaltung von Schulen, Kirchen oder Freizeitanlagen. Ausgrabungsarbeiten, Sanierung von Denkmälern bieten Camps mit archäologischem Schwerpunkt.

Beispielsweise Concordia. 1950 im Zuge einer Versöhnungs- und Wiederaufbaubewegung zwischen Frankreich, England und Deutschland entstanden, organisiert Concordia Jahr für Jahr um die 100 Workcamps in Frankreich. Meist sind es Restaurierungsarbeiten, Umweltschutzmaßnahmen oder Aufräumaktionen in kleineren Städten und abgelegenen Dörfern.

Ein Beispiel ist der kleine Ort Montagny Sainte Felicité. Gerade mal 80 Kilometer von Frankreichs Metropole Paris entfernt, scheint das Leben in dem 500-Seelen-Dorf stillzustehen. Mitten in diese Ödnis platzen für drei Wochen 10 StudentInnen. Sie sind alle zwischen 17 und 22 Jahren und kommen aus Spanien, Armenien,

Deutschland, Frankreich und Polen. Die Geschichte der alten Dorfkirche soll erforscht werden. Die wenigen erhaltenen Mauerreste bröckeln vor sich hin. Aufgabe des Camps ist es, diese Relikte zu bewahren sowie nach weiteren Fundamenten zu suchen. Keine leichte Arbeit. Mit schweren Spitzhacken und Spaten wird die trockene Erde gelockert. Sechs Stunden täglich, fünf Tage die Woche. Ehrenamtlich. Geschlafen wird auf Luftmatratzen in einem kleinen Raum hinter dem Bürgermeisterbüro. Das Essen selbst gekocht; Gruppenleben bis zum letzten Atemzug.

„Die Arbeit ist gar nicht so wichtig“, meint Elisa. Die 21-jährige Polin ist bereits das dritte Mal mit Concordia unterwegs. „Hier treffe ich völlig unbekannte Menschen, die meistens, ihrer Herkunft wegen, völlig unterschiedlich sind. Das ist spannend und macht offen für andere Kulturen.“ Die Offenheit setzt aber ein großes Stück Toleranz voraus. Gerade weil es nicht viele Rückzugsmöglichkeiten während der Campzeit gibt, werden traditionelle Unterschiede oft unterschätzt. So verließen zwei junge Armenier das Camp bereits nach fünf Tagen. Das lapidare Problem des Abwasches entpuppte sich als gewichtige Barriere: „In Armenien kochen die Frauen und waschen auch ab, während die Männer zur Arbeit gehen“, äußerte sich der 19-jährige André. Er habe das nie gelernt, weshalb er es auch nicht machen könne. Auch im Camp ist die Multikulti-Family nicht perfekt.

Katrin Cholotta ‚/B‘ Die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd), der Christliche Friedensdienst (cfd) oder die Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten (IBG) geben in jedem Frühjahr einen Katalog heraus, in dem sämtliche Workcamps mit Kurzbeschreibung für In -und Ausland aufgelistet sind. Kontakt: ijgd – Bundesverein, Tel. (02 28) 2 28 00 11 cfd, Tel. (0 69) 45 90 72 IBG, Tel. (07 11) 6 94 11 28

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