Kolumnen
: Yves: „Ich mach's“

■ Der Schalker Fußballprofi Eigenrauch wird statt Lothar Matthäus taz-Kolumnist

Die Leser der taz haben sich mit absoluter Mehrheit auf Yves Eigenrauch als neuen taz-Kolumnisten festgelegt. Für den Schalker Fußballprofi stimmten 76,47 Prozent. Auf seinen Gegenkandidaten, den Münchner Fußballprofi Lothar Matthäus (38), entfielen 11,76 Prozent. Die vorgeschlagenenen Bruno Labbadia (Arminia Bielefeld) und Toni Polster (Borussia Mönchengladbach) hatten keine Chance, auch Ewald Lienen (1. FC Köln), Thomas Helmer (Hertha BSC), Oliver Reck (Schalke 04) und Volker Finke (SC Freiburg) übersprangen nicht die 5-Prozent-Hürde. Und Jens Todt (VfB Stuttgart) hat bereits eine Kolumne in der Fußballfachzeitschrift Hattrick sowie derzeit ganz andere Sorgen.

Auch die taz-Redaktion hat sich nach einer plenaren Inhaltsanalyse von Textproben beider Kandidaten für den Schalker ausgesprochen („Jetzt muß Yves ran“). Eigenrauch (28) ist seit Jahren Stammspieler bei Schalke 04. Seine Laufbahn ist fast makellos: Er gehörte einmal zum Kreis des DFB-Teams. Er wurde gestern umgehend zum taz-Kolumnisten berufen und mit der Ausarbeitung der ersten Kolumne beauftragt.

„Das ist ein große Ehre“, sagte der überraschte Eigenrauch. Er wolle sich der anspruchsvollen Aufgabe nicht entziehen. Es sei keine Frage: „Ich mach's.“

Die taz hatte zur Komplettierung ihrer Kolumnisten-Viererkette einen Profi gesucht, der eine literarisch ambitionierte, noch nie geleistete, realistische Innensicht der Fußball-Bundesliga ermöglicht.

Eigenrauch gilt den taz-Lesern als „Ballzauberer und Realist“ (Spiggiaol.com), er sei „jung, dynamisch, klug, vielseitig und bescheiden“ (Brigitte Müller). Ingo Herzke nennt fünf Gründe für Eigenrauch: „Der Name. Die Koteletten. Die Erich-Böhme-Brille. Die Heiner-Müller-Lederjacke. Und: Lothar Matthäus.“

Matthäus' Wertschätzung differiert. „Lothar würde sich harmonisch in Tiefgang und Sprachgewandtheit der taz-Sportseite einreihen“, formuliert etwas bösartig Marc Böhmann. „Da das taz-Niveau aber gehoben werden muss, führt kein Weg an Eigenrauch vorbei.“

Die meisten Leser erkennen freilich eine Diskrepanz zwischen Lothar Matthäus und den Anforderungen der taz und formulieren ihre Absage an Matthäus freundlich wie Erika Schäbler („Laßt bloß Lodda bei Bild“) oder auch so kategorisch-rigoros wie Georg Laucks („Wagt es nicht, diesem Volltrottel eine Kolumne zu geben.“). Holger Fleder überraschte derweil mit dem Satz, er wolle „keinen Nachfolger“, stattdessen „weiterhin die Kolumne von Peter Unfried lesen“. Damit gehört er zu einer elitären Randgruppe, der sich Moni aus Bochum anschloss. Sie sorgt sich, ob sie sich auch in Zukunft noch so schön „ärgern kann, weil ich nichts verstanden habe“.

Manch einen plagt indes auch die Sorge, der Künstler Eigenrauch sei „viel zu intellektuell“ (Paulito Tigana). Oder alphabetisch eingeschränkt: „Müssen wir eine Ansammlung von YYYYYYYYYYY erwarten?“ (Hartmut Muggensturm). Oder geben zu bedenken, er sei zwar „Grüner“ und könne fotografieren, „aber dennoch kommt er aus Bielefeld“. (Thomas Mergel).

Aber Swantje von Massenbach spricht ein Machtwort: „Wer Ronaldo zweimal an die Kette legt, für den ist doch eine Kolumne eine Klacks.“

Also: Yves Eigenrauch: „Leben in Funnyland“. Morgen. Hier. Und Lothar Matthäus erhält einen freundlichen Absagebrief.