piwik no script img

Kommentar Gen-Test als Segen Aber er kann nicht alles sein

Der gestern im Landgericht verhandelte Fall ist – als Sexualdelikt – eher die Ausnahme. Auch wenn die Angst vorm unbekannten Vergewaltiger, der nächtens aus dem Gebüsch springt, unter Frauen groß ist, ist er als Täter doch eher die Seltenheit. Meistens stammen die Männer aus dem Bekanntenkreis der Opfer und wären leicht zu identifizieren – falls die Vergewaltigung überhaupt angezeigt wird. Noch ist die Dunkelziffer hoch.

Immerhin: In Fällen, wo Unbekannte brutal zuschlagen, sinkt mit dem Gen-Test ihre Chance auf strafloses Davonkommen. Wenn man auf tausende Vergewaltigungsprozesse in zig Jahren zurückblickt, wo – Aussage gegen Aussage – auch der gut beleumundete, liebevolle Familienvater unter Umständen eine Chance bekam, glimpflich davon zu kommen, ist der DNA-Test ein Quantensprung in der Kriminalgeschichte. Und vielfach auch eine Genugtuung für Frauen, die lange gegen die Banalisierung von „Kavaliersdelikten“ gekämpft haben, mit denen die Karriere von Sexualstraftätern vielfach ihren Ausgang nimmt. Aber war es das schon?

Kaum. In einer Gesellschaft, wo es keine Seltenheit mehr ist, dass heranwachsende Jungen kleine Mädchen vergewaltigen, muss mehr geschehen als Täter nur dingfest zu machen. Zunächst müssen die Täter als solche gebrandmarkt werden. Und das kann nur heißen: Anzeigen, anzeigen, anzeigen. Eva Rhode

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen