Nummer vier sind die Franzosen

■ Neuer Ölkonzern im Westen: Elf wird von Total-Fina aufgekauft, mindestens 2.000 Arbeitsplätze abgebaut. Es wird ein absolutes Rekordjahr bei Ölfusionen, Branche bleibt aber trotzdem einigermaßen dezentral

Paris/Berlin (AFP/taz) – Nach einem monatelangen Kampf mit stetig steigenden Übernahmeangeboten und Gegenangriffen ist es nun amtlich: Elf Aquitaine, zweitgrößter Ölkonzern Frankreichs, wird von Total-Fina übernommen, bestätigte Elf gestern in Paris. Das Öl-, Gas- und Chemie-Konglomerat Elf Aquitaine hat weltweit 85.000, der Aufkäufer 71.000 Angestellte.

Das Einsparpotential durch die Übernahme soll laut Total-Fina bei 2,9 Milliarden Mark in den nächsten drei Jahren liegen. Dafür wird die Zahl der Stellen um mindestens 2.000 abgebaut.

Total-Fina war selbst erst im Juni aus einer Fusion der belgischen Petrofina mit Total entstanden. Im Juli folgte dann schon das Angebot an Elf. Der neue Konzern wird vom bisherigen Total-Chef Thierry Desmarest geführt und ist der viertgrößte Ölkonzern der Welt. Vor ihm liegen noch die beiden ebenfalls frisch fusionierten Exxon-Mobil und BP-Amoco/Arco sowie Royal Dutch/Shell.

Der Fusion der Franzosen dürfte nichts mehr im Wege stehen. Die Aktionäre von Elf erhalten eine Prämie von 26 Prozent über dem Marktpreis ihrer Aktien. Die Regierung in Paris erklärte, die Konkurrenzfähigkeit des neuen Unternehmens auf dem Weltmarkt sei mit diesem Konzept gesichert. Und der scheidende EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert hat sich vor einigen Wochen zuversichtlich sowohl zu der Übernahme der US-Gesellschaft Mobil durch Exxon als auch zu der Fusion der beiden französischen Ölkonzerne geäußert.

Die Mineralölindustrie hat 1998 und 1999 weltweit einen Rekord an Fusionen und Übernahmen erlebt, der nach Einschätzung von Experten voraussichtlich nie mehr erreicht werden wird. Wie die Pariser Fachzeitschrift Petrostrategies in ihrer letzten Ausgabe berichtete, werden die Transaktionen in diesen beiden Jahren ein Volumen von insgesamt rund 240 Milliarden Dollar (438,7 Milliarden Mark) erreichen. Als Rekordjahr galt bisher 1997 mit 40 Milliarden Dollar.

Die Konzentration in der Mineralölindustrie hatte laut Petrostrategies aber nur geringe Auswirkungen auf die Produktion. Der Anteil der zehn führenden Konzerne an der weltweiten Ölerzeugung erhöhte sich nur von 15 Prozent vor der Fusionswelle 1996 auf jetzt 17 Prozent. Die Zehnergruppe produzierte demnach 21 Prozent mehr als vor drei Jahren, allerdings ist seither die Weltproduktion insgesamt um sieben Prozent gestiegen. Sechs der zehn größten Konzerne sind bereits von ehemaligen Konkurrenten übernommen worden oder stehen vor einer Übernahme. rem