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■ Panik nach neuestem Beben

Berlin/Ankara (taz/dpa) – Das neueste Erdbeben in der Westtürkei hat am Montagnachmittag die Städte Kocaeli, Istanbul, Bursa, Sakarya, Çanakkale und Izmir erschüttert und nach ersten Angaben sechs Todesopfer gefordert. Zwei Menschen wurden in der Nacht zum Dienstag aus den Trümmern geborgen, die Rettungsarbeiten fieberhaft fortgesetzt. Hunderte erlitten Knochenbrüche, als sie in Panik aus dem Fenster sprangen. 22 Menschen sollen noch unter Trümmern begraben liegen, 422 wurden verletzt. In Adapazari starb ein Mensch vor Aufregung den Herztod.

Die Ausfahrtstraßen der betroffenen Städte waren rasch verstopft, als tausende in ihren Autos zu fliehen versuchten. In den Schulen brach Panik aus – es war just der erste Schultag. Premierminister Bülent Ecevit forderte Erziehungsminister Metin Bostancioglu auf, die Schulen in den betroffenen Gebieten zunächst zu schließen.

In Istanbul verbrachten tausende aus Angst vor weiteren Beben die Nacht auf der Straße. Jedoch wurden in der Stadt keine Schäden festgestellt.

Das Epizentrum des Bebens mit einer Stärke von 5,8 auf der Richterskala war erneut die Stadt Izmit, die bereits am 17. August großenteils durch ein Beben zerstört worden war. Mehrere beschädigte Häuser stürzten ein. In den Trümmern eines großen Gebäudes in Izmit, das während des ersten Bebens beschädigt worden war und nun zusammengebrochen ist, wurden am Dienstag noch Menschen vermutet. Einige Angestellte, die in der im August besonders betroffenen Kleinstadt Gölçük Gebäude auf Schäden untersuchten, wurden unter einstürzenden Mauern begraben.

Das große Beben am 17. August hat mehr als 15.000 Opfer gefordert, mehr als 600.000 Menschen wurden obdachlos.

Prof. Aykut Barka von der Technischen Universität Istanbul bezeichnete in der Tageszeitung Cumhuriyet das neuerliche Beben als „erwartetes und verspätetes Nachbeben“. Seit der ersten großen Erschütterung vor einem Monat, mit 7,6 auf der Richterskala, hatte es hunderte kleinerer und 24 stärkere Nachbeben in der Region gegeben. -ant-

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