: Schindluder mit dem Wörtchen Humanität
betr.: taz-Berichterstattung über Osttimor
Osttimor brennt, Menschen werden oft mit deutschen Waffen in den Tod gejagt – und die Nato-Staaten schauen offenbar ohne große Skrupel zu, gilt es doch diesmal nicht die russische Einflusssphäre auf dem Balkan zu brechen. Beim Angriffskrieg in Jugoslawien hieß es, man müsse aus humanitären Gründen den Menschenrechtsverletzungen Einhalt gebieten. Wo bleibt das humanitäre Gewissen bei den Gräueltaten in Osttimor?
Um ohne Mandat der UNO Luftangriffe auf zivile Ziele in Jugoslawien zu rechtfertigen, wurde eine bisher nur beim Golfkrieg zu beobachtende perfekte Manipulation der öffentlichen Meinung betrieben, an der sich Fischer und Scharping emsig beteiligten.
Weltpolizist Amerika, schon immer mit undemokratischen militärischen Machthabern eng verbunden, sieht wohl keine nationalen Interessen in Osttimor in Gefahr und lässt den geschundenen Inselteil von den indonesischen zum Teil in Amerika und der Bundesrepublik ausgebildeten Militärs ausbluten. Es bombardiert immer noch lieber Not leidende Menschen im ölreichen Irak und blockiert weiter das kleine, harmlose Ferienland Kuba aus rein ieologischen Gründen.
Pharisäerhaft wird Schindluder mit dem Wörtchen Humanität getrieben, das immer dann aus machtpolitischen Gründen aus der Schublade geholt wird, wenn es den Amerikanern im eigenen Interesse opportun erscheint. Wie zum Beispiel schon in Vietnam, Santo Domingo, Grenada, Panama, Somalia, und ganz zu schwigen von Nicaragua, Chile, Kolumbien und Angola, wo der CIA mit Rauschgiftgeschäften die schmutzigen Kriege finanzierte.
Außer verbalen Drohungen an die indonesische Regierung hat die Nato offenbar der terrorisierten Bevölkerung aus humanitären Gründen nichts zu bieten. Hans Kloep, Bergisch Gladbach
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen