: Sturmflut für Meyer-Werft
■ Das geplante Ems-Sperrwerk für die Meyer-Werft schädigt den Küstenschutz und reicht bei Sturmfluten nicht aus
Hannover (taz) – Das angeblich vordringlich dem Küstenschutz dienende Emssperrwerk entlastet die Flussdeiche an der Ems nach Meinung der niedersächsischen Umweltverbände überhaupt nicht. Bei lang dauernden Sturmfluten sei hinter den dann geschlossenen Toren des Sperrwerks nicht genügend Platz, um das die Ems herabfließende Wasser aufzunehmen.
Wie aus einem internen Vermerk der Bezirksregierung Weser-Ems hervorgeht, den die Umweltverbände gestern veröffentlichten, kennt die Genehmigungsbehörde dieses Problem des zu geringen Stauraums hinter dem Sperrwerk seit langem. Nur ein Sperrwerk direkt an der Mündung der Ems in den Dollart (Nordsee) verfüge „über ein annähernd ausreichendes Stauvolumen“, heißt es in dem Ende 1996 geschriebenen Vermerk. Gewählt wurde dann aber ein Standort weiter flussaufwärts mit einem geringerem Stauvolumen hinter dem Sperrwerk.
Nach Auffassung von Holger Wesemüller vom WWF Deutschland gab bei der Standortwahl die Absicht den Ausschlag, das Sperrwerk für die Überführung großer Schiffe der Meyer-Werft in Papenburg bis zur Nordsee zu nutzen. In der kurzen Zeit, die für die Schiffsüberführung zur Verfügung steht, könne nur das jetzt geplante Stauvolumen mit Wasser aus dem Dollart aufgefüllt werden.
Da das jetzt geplante Stauvolumen bei Sturmfluten von 24 bis 36 Stunden Dauer laut WWF nicht ausreicht, müssen auch bei einem Bau des Sperrwerks die Flussdeiche erhöht werden. Darauf glaubte man eigentlich durch das Sperrwerk verzichten zu können. Nach Angaben des WWF kostet die Erhöhung der Emsdeiche etwa 50 Millionen Mark. Durch einen Verzicht auf das Sperrwerk kann man damit über 300 Millionen Mark einsparen. Nach einem Gutachten der Hamburger AWU Consult Ingenieurgesellschaft lassen sich mit diesem Geld alle übrigen in Niedersachsen vordringlichen Küstenschutzmaßnahmen innerhalb von fünf Jahren verwirklichen. Über 300 Kilometer Deiche, für deren Erneuerung zur Zeit die Mittel fehlen, ließen sich so auf das gesetzlich vorgeschriebene Maß bringen. Jürgen Voges
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