: Timor-Truppen rücken vor
■ Die Versorgung der Vertriebenen aus der Luft wird erneut verschoben
Dili/Darwin/Jakarta (dpa) – Die internationale Friedenstruppe für Osttimor (Interfet) hat gestern ihre Kontrolle über das südostasiatische Unruhegebiet weiter ausgedehnt. Der australische Befehlshaber der Truppe, General Peter Cosgrove, warnte jedoch, es könne Wochen dauern, bis das gesamte Krisengebiet gesichert sei.
Ohne Widerstand durch proindonesische Milizen drangen die Soldaten der Eingreiftruppe erstmals in Gebiete außerhalb der Hauptstadt Dili vor. In dem Ort Dare wurden sie von hungernden Flüchtlingen begeistert empfangen. Nach Dare hatten sich zehntausende aus Dili zurückgezogen, als proindonesische Milizen die Hauptstadt in Schutt und Asche legten. Die meisten Flüchtlinge scheuen sich aber noch heimzukehren. Das berichtete der australische Militärsprecher Duncan Lewis gestern auf einer Pressekonferenz in Canberra.
Die Versorgung der hungernden Flüchtlinge mit Hilfsgütern aus der Luft ist wegen der gleichzeitigen Landung der Friedenstruppe in dem Krisengebiet erneut verschoben worden. „Bei diesem Verkehr in der Luft ist es nicht möglich, Lebensmittelpakete effektiv abzuwerfen“, sagte ein UN-Sprecher in der australischen Stadt Darwin. Auch am Montag gab es keine Hilfsflüge, weil alle Transportflugzeuge für die Landung der Friedenstruppe gebraucht wurden. Wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mitteilte, gab die indonesische Regierung Garantien für Sicherheit und ungehinderten Zugang zu allen osttimoresischen Flüchtlingen und Vertriebenen ab.
Die UN-Menschenrechtskommission berät heute auf Antrag Portugals in einer Sondersitzung über die Lage in Osttimor. Dies wurde nach langen Beratungen am Montagabend entschieden, teilte das UN-Büro in Genf mit.
Der indonesische Präsident Bacharuddin Jusuf Habibie rief gestern im Parlament die Gegner der Unabhängigkeit für Osttimor auf, das Referendum vom 30. August zu akzeptieren. Dabei hatten 78,5 Prozent der Wähler für die Unabhängigkeit der früheren portugiesischen Kolonie von Indonesien gestimmt.
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