: Die CDU hat einen Kater
■ Die Spitzenkandidaten von CDU und SPD machen sich im Wahlkampf rar. Der eine, weil er muss. Der andere, weil er kann
Das sind vielleicht zwei Spitzenkandidaten: Den einen will seine Partei nicht mehr auf Wahlplakaten sehen – „Phantom“-Momper. Der andere macht sich bei Wahlauftritten in der Stadt auffälllig rar und lässt in einem Kinospot einen schwarzweiß gefleckten Kater durchs Bild huschen.
Schlau wie ein Kater und mindestens ebenso eitel setzt Eberhard Diepgen auf Diepgen pur. Nur das Gesicht, kein Name des Wesens, das ohnehin jeder kennt. Vorbild ist der letzte erfolgreiche Kohl-Wahlkampf von 1994. Anders als der ehemalige Bundeskanzler kommt „Kater“ Diepgen allerdings nicht völlig ohne Text aus. Sein Hirn ist mit dem Slogan „100 % Berlin“ beschriftet. Sicherheitshalber steht rechts unten auch noch das Parteilogo. CDU-Wahlkampfberater Peter Radunski, im Nebenberuf Kultursenator, kommentiert: „Momper geht, Diepgen kommt.“
Doch kommt Diepgen wirklich? Ebenso wie Helmut Kohl vor fünf Jahren hält sich Diepgen auf Anraten seiner Strategen von jeder Konfrontation mit dem politischen Gegner fern. Bloß kein Streitgespräch mit dem SPD-Spitzenkandidaten Momper, der deshalb behauptet: „Diepgen hat Angst vor mir.“ Im Haushaltskonflikt mit der SPD schickte er die Senatoren Eckart Werthebach und Peter Radunski vor.
Ausgerechnet ein Kater, der im wirklichen Leben Tarzan heißt, muss daher im Kinospot den Bürgermeister ersetzen. Die gequälte Kreatur flieht vor einer grünen und einer schließlich berstenden roten Glühbirne und erst als eine weiße Birne mit der Aufschrift CDU erglüht, schnurrt sie zufrieden und kuschelt sich an die Beine ihres Herrchens.
Kater Diepgen, das scheue Tier: Am Mittwoch sagte er seinen Auftritt bei einer Betriebsversammlung der Berliner Verkehrsbetriebe kurzfristig ab – dort geht es um den Abbau von Arbeitsplätzen. Am Montag hatte er, einzelgängerisch wie ein Kater, darauf verzichtet, die Generalsekretärin der Bundes-CDU, Angela Merkel, zu einem Wahlkampfauftritt nach Zehlendorf zu begleiten. Dort sitzen einige seiner innerparteilichen Gegner.
Lieber absolviert Diepgen Fototermine. Allein gestern sprang der CDU-Landeschef von der Einweihung des „Manfred von Ardenne Gewerbezentrums“ in Köpenick zu einem Gespräch mit Bürgermeistern aus Osttirol, beehrte die „Weiberwirtschaft“ und begrüßte die Deutsche Public-Relations-Gesellschaft. Ganz nebenbei schenkte er den BerlinerInnen noch einmal den neuen Lustgarten, den der zuständige SPD-Senator Peter Strieder bereits am Mittwoch eröffnet hatte.
An Bord seines Diepgen-Mobils tourt Diepgen, das häusliche Wesen, durch die Bezirke. Und präsentiert sich in der Rolle, die ihm am besten liegt: als Landeskater. Politische Debatten dagegen schätzt der Wahlkämpfer Diepgen nicht. Nachdem er im Abgeordnetenhaus vor zwei Wochen die grüne „Giftmischerin“ Renate Künast angefaucht hatte, schlich er sich in dieser Woche aus der Parlamentssitzung unauffällig hinaus – und überließ das Feld den CDU-Hinterbänklern.
„Wir suchen den Dialog mit dem Wähler, nicht mit dem politischen Gegner“, begründet sein Berater Peter Radunski die politische Abstinenz Diepgens. Eine Konfrontation mit Momper werde es nicht geben: „Wenn die SPD Momper nicht ernst nimmt, warum sollten wir ihn dann ernst nehmen?“ Ralph Bollmann, Markus Franz
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