: leben in funnyland
■ yves eigenrauch
weißes bettzeug. ich; eingehüllt in baumwolle. christos verhüllungen haben die gleiche intention. infame anmaßung. zwölfuhrsiebenunddreißig. samstag. verhüllt bin ich, weil ich müde bin. müde während der arbeitsvorbereitung. wir nennen es trainingslager, genau genommen müsste es sicherlich spielvorbereitungslager heißen. ein eintägiger hotelaufenthalt. will schlafen. gestern konnte ich nämlich nur schlecht einschlafen. vollmond, subtropisches klima im zimmer und zu allem überfluss ein zimmergenosse, der dazu neigt, beim einschlafen wie auch während des schlafens zu schnarchen. wir wussten von nichts.
blumen, himmel, käfer. schön ist das leben. schön der traum. wie ergeht es euch?
eine stunde zeit zu ruhen. ich schlafe. träumen ist toll. ich träume. sommer, sonne, blumenfeld. muss im tanze mich drehen, blumen gucken, himmel gucken, käfer gucken. schön ist das leben. schön ist der traum. wie ergeht es euch? ich bekomme gar nicht mit, dass ich träume. na ja, vielleicht bin ich zu einfach veranlagt; oder kann ich das etwa gar nicht wissen können.
es klingelt, der wecker bimmelt. ah, oh, uups. ein wechselbad der gefühle; eben noch unbeschwert über die wiese gelaufen, jetzt sich vergegenwärtigend, dass da in zwei stunden etwas bestimmtes ist. gedankensturz.
grauer asphalt, weiße markierungen. unsere oder eure straßen. wie es euch gefällt. busse können sich begegnen. soweit nichts bemerkenswertes. auch autos unterschiedlicher hersteller fahren hintereinander her oder aneinander vorbei. samstag ist spieltag.
vierzehnuhrsieben; irgendwo. blau-weißer bus trifft während der anreise zum stadion auf pink-rosanen. an einer kreuzung, der andere bus von links. welcher mag wohl eher am stadion ankommen. eine komische situation. die streiter um den ball sehen sich ein erstes mal gegenüber. zugegeben, sehen ist für uns nicht möglich, schließlich hat der bus des gegners getönte scheiben. fast immer oder lieber überwiegend! da können wir unsere augen noch so anstrengen. das ist klasse. will auch haben!
man könnte sich richtig wichtig vorkommen, so mit getönten scheiben. wisst ihr, ich weiß – oder glaube ich nur zu wissen? – so ein feature haben sonst doch nur die fahrzeuge von richtig wichtigen menschen. ich sehe das doch immer im fernsehen. popstars, politiker, schauspieler. wie dem auch sei. des gegners bus hat glück, ist früher als wir am stadion, an den kabineneingängen. nur selten können dort die transportmittel nebeneinander stehen, auch hier keine ausnahme. wir befinden uns im hinteren glied. sollte diese situation symbolischen, ja gar prophetischen charakter besitzen? gedankensturz. grüner rasen. fußballschuhe an den füßen, die waden mit stutzen bedeckt. das gesäß verhüllt durch eine sporthose, den oberkörper durch ein trikot. emblem: so4. wie seit nahezu zehn jahren. nur der ball fliegt heute anders. fünfzehnuhrsiebenundfünfzig. heute spiele ich gegen jemanden, den ich nicht leiden kann. ein arsch, weil: sich im zweikampf häufig fallen lassend, beim schiedsrichter gelbe oder rote karten für die gegenspieler einfordernd oder weil: einfach vom gemüt her recht cholerisch wirkend; nein, nicht nur wirkend. dem ist auch heute so. ich werde böse. in der nächsten situation hau ich ihn einfach um, dann hat er wirklich mal einen grund umzufallen, sich zu beklagen. hoffentlich treffe ich richtig. soll weh tun, scheint mir eine option zur stressbewältigung zu sein. aber wer wird denn? wer wird denn ähnliches mit ähnlichem vergelten wollen. na, so viel masse ist noch vorhanden. versuchen wir doch auf faire weise besser zu sein. dann macht das erfolgreich sein auch mehr spaß, vorausgesetzt natürlich, man begreift den unterschied. wird in diesem zusammenhang nicht allzu häufig von (vermeintlicher) professionalität gesprochen. fußballspiel.
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