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Russland setzt auf Konfrontation

■ Putin lehnt Treffen mit Tschetscheniens Präsident Maschadow ab

Moskau (dpa) – Russland setzt im Tschetschenien-Konflikt weiter kompromisslos auf militärische Gewalt. Kampfflugzeuge griffen gestern den fünften Tag in Folge Raffinerieanlagen und Treibstofflager in der Hauptstadt Grosny an. Verteidigungsminister Igor Sergejew kündigte die Fortdauer der Luftangriffe an, „bis der letzte Bandit vernichtet ist“.

Nach dem ersten Angriff am Morgen brachen in Grosny Großbrände aus, meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass. Ziele waren laut Interfax mehrere Stadtteile und Erdöllager. Im Stadtteil Leninski seien 14 Menschen getötet und mehr als 50 verletzt worden, hieß es nach tschetschenischen Angaben. Insgesamt seien bei den Luftangriffen bereits mehr als 40 Menschen umgekommen und mehr als 200 verletzt worden, meldete der Radiosender Echo Moskwy. Unabhängige Angaben gab es nicht. Mehr als 35.000 Menschen sind bereits aus Tschetschenien in die Nachbarrepublik Inguschetien geflüchtet und weitere 2.000 ins benachbarte Dagestan, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete.

In Moskau lehnte Ministerpräsident Wladimir Putin ein mehrmals eindringlich vom tschetschenischen Präsidenten Aslan Maschadow gefordertes Treffen mit Staatschef Boris Jelzin ab. Putin betonte, ein solches Treffen zur Beilegung des Konflikts stehe vorerst nicht auf der Tagesordnung. Dazu komme es, wenn Jelzin dies „für nützlich hält und es Russland am besten passt“. Ein Treffen „nur um des Treffens willen“ sei nicht nötig, zitierte ihn Interfax. Maschadow hatte zuvor in einer öffentlichen Ansprache die Bereitschaft zum politischen Dialog mit Moskau erneuert, um „die Leben der Mitbürger zu retten“.

Russland hat nach Presseberichten in Moskau rund 50.000 Soldaten rund um Tschetschenien zusammengezogen. Kampfflugzeuge greifen seit Wochen Ziele in der abtrünnigen Republik an. Dabei sind seit Anfang September nach tschetschenischen Angaben bereits rund 420 Menschen getötet worden. Muslimische Extremisten aus Tschetschenien werden für Anschläge in russischen Städten verantwortlich gemacht, bei denen mehr als 300 Menschen umkamen.

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