Literatur zur Wende und zu 1989

Gab es ein zivilgesellschaftliches Leben außerhalb der Parteiapparate? Wie haben DDR-Menschen gelebt, was bewegte sie, was ignorierten sie? Ein ostdeutscher Soziologe gibt Antwort: Die DDR war ein arbeiterlicher, ein egalitärer Staat. Wolfgang Englers Buch liest sich wie ein spannender Roman: Die Ostdeutschen. Kunde von einem verlorenen Land (Aufbau Verlag, Berlin 1999, 348 Seiten, 39,90 Mark).

Wir haben es immer vermutet, jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Die Staatssicherheit schaute auch im Westen nach dem Rechten, und heute will der Westen nichts mehr davon wissen, was geändert werden soll. Nachzulesen bei einem Mann, der sich seit vielen Jahren, auch als Mitarbeiter der Gauck-Behörde, mit diesem Thema beschäftigt. Hubertus Knabe: Die unterwanderte Republik. Stasi im Westen (Propyläen, Berlin 1999, 440 Seiten, 48 Mark).

Am Tag, an dem die Mauer fiel oder: Wie erlebten die (halb)prominenten Zeitgenossen Rolf Eden, Wim Wenders, Michaele Schreyer, Robin Lautenbach und andere die Öffnung der Grenze? Ein Buch, bis zum Rand voll mit Infos zu jeder Minute des Tages, von Hans-Hermann Hertle/Kathrin Elsner: Mein 9. November. Der Tag an dem die Mauer fiel (Nicolai, Berlin 1999, 272 Seiten, 36 Mark).

Noch einmal ins Haus holen kann man sich den jetzt zehn Jahre alten Leipziger Herbst und mit ihm die „unglaubliche Spannung in der Luft“, wie Kurt Masur in seinem Geleitwort schreibt im Buch von Thomas Ahbe, Michael Hofmann, Volker Stiehler: Wir bleiben hier! Erinnerungen an den Leipziger Herbst '89 (Kiepenheuer, Leipzig 1999, 235 Seiten, 29,90 Mark).

Soviel kann man zu diesem Bildband sagen: tolle Fotos, zum Beispiel vom Fasching 1985 in Großhennersdorf oder vom Pferdemarkt in Havelberg, geschossen von Harald Hauswald: Seitenwechsel. Fotographien 1979 – 1999 (Aufbau Verlag, Berlin 1999, 151 Seiten, 49,90 Mark).

So, so, die DDR besteht also bis heute, jedenfalls steht das auf diesem Bildband mit klasse Schwarzweißaufnahmen und ausführlichen Kommentaren von Günther Drommer: 50 Jahre DDR. Der Alltag der DDR, erzählt in Fotografien aus dem Archiv des ADN (Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 1999, 320 Seiten, 49,80 Mark).

Was, Werbung in der DDR? So etwas gab es? Aber hallo! So abgefahren, dass man sich fast die Zeit zurückwünscht, zu bestaunen bei Simone Tippach-Schneider: Messemädchen und Minol-Pirol. Werbung in der DDR (Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999, 165 Seiten, 49,80 Mark).

Was die Zeit und die Wende so aus ganz normalen Menschen macht – Vorher- und Nachheraufnahmen von Bernd Lasdin: Zeitenwende. Portraits aus Ostdeutschland 1986 – 1998 (Edition Temmen. 3. erweiterte Auflage, Bremen 1999, 128 Seiten, 29,90 Mark).